Brüssel/Gütersloh - Die Musik-Ehe von Sony und Bertelsmann hat Bestand. Die EU-Kommission hat den Zusammenschluss der Bertelsmann-Musiksparte BMG mit Sony Music zur weltweit zweitgrößten Plattenfirma Sony BMG erneut ohne Auflagen gebilligt. Die Transaktion werfe keine Wettbewerbsprobleme auf, teilte die zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes am Mittwoch in Brüssel nach einer vertieften Untersuchung mit.

Kroes stand unter besonderem Druck, da das EU-Gericht in Luxemburg im Juli 2006 die erste Billigung der Kommission für dieses Vorhaben aus dem Jahr 2004 gekippt hatte. Geklagt hatten unabhängige Musikfirmen. "Das ist eine Freigabe erster Klasse", sagte Bertelsmann-Finanzvorstand Thomas Rabe.

Das Gemeinschaftsunternehmen, an dem die Partner mit gleichen Anteilen beteiligt sind, war 2004 als Reaktion auf die sich dramatisch verändernde Situation auf dem Musikmarkt mit Piraterie und illegalen Downloads aus dem Internet gegründet worden und ist nach Universal Music die Nummer zwei der Branche. Die jährliche Kostenersparnis aus der Fusion beziffert Bertelsmann auf 450 Mio. US-Dollar (317 Mio. Euro).

Nach Angaben von Bertelsmann-Finanzvorstand Thomas Rabe hat allein in den ersten sechs Monaten der seit Jahren schrumpfende weltweite Tonträgermarkt um weitere 20 Prozent abgenommen. Das Wachstum des digitalen Geschäfts habe nur acht Prozentpunkte ausgeglichen, so dass der Gesamtmarkt um zwölf Prozent schrumpfte, sagte Rabe. Es sei daher erklärtes Ziel von Sony BMG, eine breitere Erlösbasis zu suchen, wozu auch wieder ein Verlagsgeschäft gehören könne. Bertelsmann hatte seinen ertragreichen Musikverlag BMG Music Publishing im vergangenen Jahr für 1,63 Mrd. Euro an Universal Music verkauft, um einen Aktienrückkauf vom belgischen Minderheitsaktionär Groupe Bruxelles Lambert (GBL) für 4,5 Mrd. Euro zum Teil gegenzufinanzieren.

Der Verband der unabhängigen Musiklabels, Impala, kündigte nach Bekanntwerden der EU-Entscheidung umgehend die Prüfung weiterer rechtlicher Schritte an. Impala werde den EU-Ombudsmann anrufen, um Untersuchungen über mögliche Misswirtschaft einleiten. Es bleibe ebenso die Option offen, in Berufung zu gehen und Schadenersatz geltend zu machen. Impala-Chef Martin Mills sagte: "Die EU-Kommission hat einfach ihre früheren Fehler wiederholt." Er sprach von einer "verpassten Möglichkeit" für Europas Künstler und Unternehmer. Impala gehören nach eigenen Angaben mehr als 3.500 Musikfirmen an, die rund 20 Prozent des Marktes abbilden. 80 Prozent teilen sie die vier großen Plattenfirmen Universal, Sony BMG, EMI und Warner Music. (APA/dpa)