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Wien - Bei der ersten echten Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und -nehmern der Metallindustrie ging es am Donnerstag ans Eingemachte. Nachdem die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen nach der Vorlage der Herbstprognosen von Wifo und IHS vor einer Woche geklärt wurden, begann das Feilschen um die Umlegung der Daten auf die Lohnentwicklung der 165.000 Metallarbeiter und Industrieangestellten.

Neben den Hauptfaktoren Inflation und Produktivitätszuwachs stellen die Arbeitnehmer zunehmend eine weitere Einflussgröße in den Mittelpunkt: die Gewinne der Firmen. Aufmunitioniert haben sich die Gewerkschafter mit einer Untersuchung der Arbeiterkammer über die Metallindustrie. Derzufolge sind die Gewinne von 110 ausgewerteten Unternehmen der Branche 2006 um 27 Prozent gestiegen.

Hohe Rendite

In absoluten Zahlen erwirtschafteten die Firmen ein kumuliertes Ergebnis von 1,66 Mrd. Euro. Im Durchschnitt kommen die Betriebe auf eine Rendite (Ebit im Verhältnis zum Umsatz) von 6,7 Prozent. Was weit schwerer wiegt als die Daten über die gesamte Branche: Die von den Arbeitgebern behaupteten Verluste in einer Vielzahl kleinerer Unternehmen - demnach schrieben fast 50 Prozent der Firmen Verluste - spiegelt sich in der AK-Untersuchung nicht wider. Im Gegenteil: Sogar das Viertel analysierter Firmen mit den schlechtesten Ergebnissen kam auf eine Gewinnmarge von 2,1 Prozent. Die ertragsstärksten Betriebe schafften 7,7 Prozent.

Für Karl Proyer, Verhandler der Industrieangestellten, untermauert die Studie die Forderung nach einer kräftigen Entgelterhöhung. Er hat noch einen anderen Hinweis darauf, dass die Ertragslage in den Betrieben weit besser sei, als von der Unternehmerseite zugegeben werde. Die im Vorjahr erstmals vereinbarte gewinnabhängige Erfolgsprämie von 100 Euro wurde flächendeckend ausgezahlt. Lediglich 25 von 1000 Metallbetrieben blieb die Einmalzahlung wegen Verlusten erspart.

Neben den guten Ergebnissen bringt die Gewerkschaft die Hauptfaktoren der Lohnrunde ins Spiel. Allein aus Abgeltung von Inflation und Produktionsfortschritt käme man auf knapp vier Prozent Lohnanpassung. Wird auch die Ertragslage berücksichtigt, läge man bereits über den von Sozialminister Erwin Buchinger geforderten vier Prozent. (Andreas Schnauder, DER STANDARD Printausgabe, 5.10.2007)