Von "na seawas!" bis "bist du deppert!" – so lauten die überwiegenden Reaktionen auf die am Donnerstag präsentierten Entwürfe für den neuen Prater-Vorplatz. Eine Kitschorgie aus Nostalgie-Kulissen. Und schon wird wieder kritisiert, dass man für ein derartiges Vorhaben jedenfalls einen Architektur-Wettbewerb hätte durchführen müssen.

Muss man wirklich? Schließlich geht es hier um den Wurstelprater. Und hier gibt es nur ein Thema: Unterhaltung. Und ja, derartiges Entertainment ist Kitsch. Ähnlich wäre es, wenn man vor der Errichtung der nächsten Disneyworld einen Architekturwettbewerb für das Cindarella-Schloss einfordern würde. Oder über die ästhetische Gestaltung der Abteilung "Pirates of the Caribbean" diskutierte.

Bei einem derartigen Projekt ist das wichtigste Kriterium, ob die Anlage funktioniert, ob sie das Publikum unterhält, ob das Konzept stimmig ist. Und da kann man schon einige Fragen stellen: Was hat eine Skihütten-Disco mit dem Thema "Wien um 1900" zu tun? Passt das zusammen, wenn eine Nostalgie-Fassade für einen Flugsimulator dahinter wirbt?

Das Besondere ist aber in diesem Fall: Für die Gestaltung des neuen Prater-Entrees ist die Stadt Wien federführend. Also die öffentliche Hand, die auch Verantwortung für das Erscheinungsbild dieser Stadt hat. Muss die Kommune wirklich für das Entertainment der Bürger und der Touristen sorgen? Brot und Spiele oder was? Unterhaltung und Rambazamba könnte man doch getrost dem freien Markt überlassen.

Nur: Was der freie Markt im Wurstelprater in der Vergangenheit zusammengebracht hat, war eher ein freier Jahrmarkt. Jeder verteidigte seine Parzelle mit Zähnen und Klauen, machte sein Geschäft – und forderte von der Stadt, dass sie sich um den Rest kümmern und zahlen solle. Genau das hat sie jetzt getan. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD - Printausgabe, 5. Oktober 2007)