Am Donnerstag war die Frist für die ABN-Aktionäre zur Annahme des Barclays-Angebots abgelaufen. Nur 0,2 Prozent der Aktien wechselten zu den Briten, da die Offerte um rund zehn Milliarden Euro unter dem Angebot der RBS lag. Barclays kündigte an, sich nun auf organisches Wachstum zu konzentrieren und ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm aufzulegen. Zudem forderte das Institut von ABN 200 Millionen als "Strafgebühr", da die Niederländer die ursprüngliche Fusionsvereinbarung aufkündigten. Ein ABN-Sprecher sagte, sein Institut sei zur Zahlung der Gebühr bereit.
Zu Beginn des Übernahmekampfes vor sieben Monaten war Barclays der bevorzugte Bieter für die Führung der niederländischen Bank gewesen, deren Wurzeln fast 200 Jahre zurückreichen. Als die überwiegend aus Aktien bestehende Offerte aber im Zuge der Kursverluste an Wert verlor, änderte das Management seine Haltung. In den kommenden Wochen dürfte das siegreiche Trio, zu dem neben RBS auch die spanische Großbank Santander und das niederländisch-belgische Institut Fortis gehören, nun mit Hochdruck an den Kostensenkungsplänen arbeiten.
ABN beschäftigt mehr als 100.000 Mitarbeiter. Die drei Banken wollen ABN mit seinen mehr als 4500 Filialen unter sich aufteilen, was als äußerst schwierig gilt. Die belgische Fortis ist an dem Geschäft in den Niederlanden interessiert, die spanische Banco Santander will die Tochterfirmen in Brasilien und Italien. Die Royal Bank of Scotland möchte den Rest übernehmen einschließlich des Investmentbankings.