Warum die Skelette und Mauern aus der Romanik, dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit überhaupt ans Tageslicht des 21. Jahrhundert befördert werden? "Für die Neugestaltung des Residenzplatzes mit Flusssteinen ist ein Bodeneingriff von 80 bis 100 Zentimeter notwendig. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Die historischen Funde, die schon ab 30 bis 35 Zentimeter unter der Oberfläche liegen, mit Baumaschinen zu zerstören oder sie archäologisch zu untersuchen", erklärte Grabungsleiter Peter Höglinger vom Bundesdenkmalamt bei einem Lokalaugenschein.
Gang gegen Bürgerwillen
Die zweite Variante rief eine Gruppe von sechs bis neun Archäologen auf den Plan. Am fünften Grabungstag ist schon einiges zu sehen. Die nördlichen Außenmauern vom Längs- und Seitenschiff des romanischen Doms, ein Gewölbeteil des Almkanals - er muss wegen Einsturzgefahr gesichert werden - und vermutlich Fundamentreste des damals oberirdischen Ganges von der Neuen zur Alten Residenz aus dem 16. Jahrhundert. Erzbischof Wolf Dietrich ließ den Verbindungstrakt bauen, weil er offenbar nicht die Gräber des Friedhofs sehen wollte - "was ihm die Bürger der Stadt übel genommen haben. Der Gang hatte nur von 1592 bis 1597 Bestand", erläuterte Höglinger.
Die gefundenen Skelette - sie entstammen von christlichen Gräbern, darunter befinden sich auch Seuchenopfer - werden in einem Depot untersucht und dann wiederbestattet - möglicherweise am Salzburger Kommunalfriedhof. Neben dem Dom wurden bis ins 17. Jahrhundert die Bürger der Stadt beerdigt. Die Freilegung der Toten ist zeitaufwendig. Bei einigen fehlen die Schädeln - sie wurden während der barocken Gestaltung des 11.000 Quadratmeter großen Platzes zerstört. Das Niveau wurde wegen des schüsselförmigen Geländeprofils tiefer gelegt.
Funde aus der Römerzeit