Robert Menasse (Zeichnung: Ander Pecher)

zeichnung: ander pecher
Ich schrieb über den ewigen Zombie-Tanz eines österreichischen Typus. Den anständigen Pflichterfüller. Heute, schrieb ich, ist es Herr Platter - ein herzensguter Mensch, aber leider die Pflicht: Menschen deportieren lassen, Familien zerreißen, Kinder traumatisieren. Weil es Gesetz ist. Ich schrieb, dass ich es nicht mehr ertrage, dies noch immer diskutieren zu müssen: dass ein Gesetz nichts legitimiert. Alle staatlichen Verbrechen wurden durch Gesetze "legitimiert".

Dass Herr Platter eindeutig nicht die Pflicht hat, das Gesetz zu vollziehen. Er könnte es aussetzen, für eine Änderung eintreten oder zurücktreten. Es zwingt ihn niemand, Minister zu sein. Es gibt kein Standrecht für Rücktritte, um Mensch bleiben zu können. Also will Herr Platter es so, es ist seine Lust, was er für Pflicht ausgibt. Da gibt es nichts mehr zu diskutieren, schrieb ich.

Ich will nur noch Herrn Platter als das bezeichnen, was er ist, und ich will das in meiner Zeitung lesen. Ich schrieb, was Herr Platter ist, und erfuhr von den Anwälten des STANDARD, dass diese Bezeichnung klagbar ist. Schade, steht sie also nicht in der Zeitung. Aber ich bin gerne bereit, sie auf Einladung zu wiederholen und zu begründen. (DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.10.2007)