Es müssen ja nicht immer die großen Kunstschauen sein. Schuhe, wohin frau auch blickt: Schönes und Praktisches für den Fuß, von der Römerzeit bis zur High-Heel-Ära, zeigt das Wiener Schuhmuseum

Foto: STANDARD/Andy Urban
Wien - Der letzte Walzer ist vor langer Zeit verklungen. Zwischen all den Werkzeugkisten, Schauvitrinen und Schleifmaschinen wäre für im Dreivierteltakt übers Parkett fegendes Ballvolk auch gar kein Platz mehr. Weil's aber ohnehin an tanzbegeistertem Nachwuchs mangelt, wird der alte Ballsaal wohl weiterhin als Museum herhalten müssen. Zu sehen gibt's im Erdgeschoß der Florianigasse Nummer 66 vor allem eines: Schuhe - in allen möglichen Formen und Farben, von der Römersandale bis zum hochhackigen Zehenquetscher, vom Gesundheitsschlapfen bis zur Seidenstieflette.

Des Kaisers Reitstiefel

Aus wie vielen alten Schuhen die Sammlung besteht, weiß niemand so genau. Die Schuhmacher-Innung, in deren Besitz sich das Museum befindet, hat in den letzten Jahren jedenfalls so viel Fußkleid zusammengetragen, dass man bereits an eine Vergrößerung der Schaufläche denkt. Geplant ist eine Expansion Richtung Innenhof, allerdings fehlt dafür noch die Genehmigung. Besonders stolz sind die Museumsbetreiber auf das Paar schwarzer Reitstiefel, die Kaiser Franz Joseph getragen haben soll. Der Großteil der Sammlung stammt aus dem Besitz von Schuhmacherfamilien.

Eine andere charmante Sammlung, in der auch in der Langen Nacht der Museen der Besucheransturm überschaubar bleiben wird, befindet sich auf der Währingerstraße 14: Gleich neben dem Votivkino, im ers ten Stock, gibt der österreichische Drogistenverband Einblick in die Zeit vor Bipa und Co. Da holte man sich den Erkältungstee, die Handcreme oder den Film für den Fotoapparat nämlich noch in der kleinen Drogerie ums Eck. In drei Räumen werden hier allerhand Hausmittelchen, alte Belichtungsmaschinen und Pflanzenkundebücher ausgestellt. Die Sammlung umfasst teils erstaunlich alte Stücke - unter anderem ein Aromatherapiekästchen, das angeblich 400 Jahre alt sein soll. Daneben gibt's jede Menge Verpackungen von Seifen, Shampoos und Zahnpasten zu sehen, die man wohl für retro halten würde, könnte man sich nicht an sie erinnern.

Probeliegen im Sarg

Weniger beschaulich geht's in der Goldegggasse 19 zu. Im Bestattungsmuseum kann man alte Särge besichtigen, beziehungsweise schon mal Probeliegen. Für einen gewissen Grusel-Faktor sorgt auch das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch am Mariahilfer Gürtel 37: Hier werden nicht nur Infos zu modernen Verhütungsmethoden angeboten, sondern auch Instrumente gezeigt, mittels derer vor hundert Jahren abgetrieben wurde.

Danach braucht man erst einmal eine kleine Pause - oder einen Schnaps. Wie wär es zum Beispiel mit einem Goldlikör? Den gibt's im Schnapsmuseum (Wilhelmstraße 19-21) zum Verkosten. (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 6./7.10.2007)