Juristische Fehlinterpretation
Breton führte den Widerspruch auf eine "juristische Fehlinterpretation" zurück. Manche glaubten, der Staat habe im Rahmen des EADS-Aktionärspaktes mit Lagardère und DaimlerChrysler dem Aktienverkauf durch Lagardère zustimmen müssen. Das sei falsch. Die CDC, die den sozialen Wohnungsbau finanziert und für Paris Industriepolitik betreibt, soll aus reinem Finanzinteresse den Anteil übernommen haben. Allerdings brach der Kurs der EADS-Aktie im Juni 2006 nach Bekanntwerden der Probleme bei der Airbus-Fertigung um mehr als ein Viertel ein. Die CDC hat wegen des Wertverlustes bereits 126 Millionen Euro zurückgestellt.
Breton war bereits im Jänner 2006 von der Agentur für Staatsbeteiligungen APE angeraten worden, den staatlichen EADS-Anteil zu verringern, um vor einem Ende des Zyklus den hohen Kurs zu nutzen. Er will aber erst im Juni von den Problemen bei Airbus gehört haben.
Die beiden damaligen EADS-Co-Präsidenten Arnaud Lagardère und Manfred Bischoff hatten Breton im November 2005 von der Absicht der von ihnen vertretenen Großaktionäre Lagardère und DaimlerChrysler unterrichtet, ihre Anteile abzubauen. "Ich habe ihnen meine sehr großen Vorbehalte deutlich gemacht", sagte Breton vor dem Finanzausschuss des Senates am Freitag. Beide Aktionäre stießen schließlich am 4. April 2006 je 7,5 Prozent Anteile ab. Dabei nutzte der Staat sein - umstrittenes - Vorkaufsrecht für die Lagardère- Anteile nicht. Lagardère trennt sich über eine mit 7,9 Prozent verzinste Wandelanleihen in drei Tranchen jeweils zum Juni 2007, 2008 und 2009 von den Titeln.
Größter Finanzskandal Europas
Die Ermittlungen wegen möglichen Insiderhandels gegen Manager des Airbus-Mutterkonzerns EADS sorgen für Empörung bei Kleinaktionären. "Es handelt sich möglicherweise um den größten Finanzskandal in Europa", sagte der Luftfahrtexperte der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Michael Kunert, der "Berliner Zeitung" (Wochenend-Ausgabe). "Die Kleinaktionäre wurden hier doch ganz klar belogen und zum Spielball politischer Interessen."
Von der deutschen Regierung forderte Kunert eine Verbesserung der Anlegerschutzbestimmungen. Kritisch äußerte er sich zum Chef der EADS-Tochter Airbus, Thomas Enders, der jede Schuld in dem Fall von sich gewiesen hatte. "Auch wenn er keinen Insiderhandel begangen haben sollte, muss sich Enders die Frage stellen, ob er gegen die Informationspflicht gegenüber den Aktionären verstoßen hat", sagte der SdK-Vertreter. So habe es Enders möglicherweise versäumt, rechtzeitig eine sogenannte Ad-hoc-Mitteilung zu veröffentlichen.