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Spekulanten wetten auf die Abwertung des kasachischen Tenge, die Notenbank hält mit Stützkäufen dagegen.

Foto: Reuters
Almaty - Nicht aus einem Sacha-Baron-Cohen-Film ("Borat"), sondern aus der realen Finanzwelt stammen jüngste Meldungen aus Kasachstan: Die Notenbank des zentralasiatischen Riesenstaates musste zuletzt schwere "spekulative Attacken" internationaler Hedgefonds - von Kritikern gern "Heuschrecken" genannt - abwehren. Am Wochenende ließen die Notenbanker verlautbaren, man hätte die Lage im Griff, die Stabilität des Bankensystems könne aufrechterhalten werden.

Was war passiert? Kasachstan ist im Ausland schwer verschuldet und galt deswegen als verwundbar, seitdem die Subprime-Krise das weltweite Finanzsystem durchschüttelt. Davor haben internationale Ratingagenturen wie Moody's und Standard & Poor's bereits im Sommer gewarnt. Für die Hedgefonds wurden die hochriskanten Derivative auf kasachische Kreditderivative daher zum Spekulationsobjekt.

Die Risikoaufschläge der Bankanleihen zischten daraufhin nach oben. Analysten schätzen, dass die Top fünf der Bankenszene, die 80 Prozent des Sektorvermögens auf sich vereinen, 4,2 Milliarden Dollar in Schuldpapieren stehen haben, die in den nächsten 15 Monaten fällig werden.

Für größere Banken sei die daher notwendige Refinanzierung auch mit den höheren Risikoaufschlägen zu schaffen, für kleinere werde es aber eng.

Keine fundamentalen Änderungen

Die Notenbank betonte in einem Statement am Wochenende, dass es keine fundamentalen Änderungen in der Qualität der Kredit-Portfolios der kasachischen Banken gegeben habe.

Auch auf die weitere Abwertung der kasachischen Währung Tenge wird von den risikofreudigen Fonds gewettet. Experten befürchteten, die Notenbank könnte ihre Hartwährungspolitik unter Druck aufgeben. Diese hatte es den kasachischen Banken bisher ermöglicht, frei und nicht allzu teuer international Verbindlichkeiten einzugehen. Im vergangenen Monat musste die Zentralbank 1,6 Milliarden Reserve-Dollar ausgeben, um den Verfall der Wechselkurse zu verhindern.

Das öl- und gasreiche Kasachstan ist flächenmäßig das neuntgrößte Land der Erde. Für Finanzunternehmen - auch für österreichische - gilt es als einer der heißesten Anlegerplätze der jüngsten Zeit - vor allem dank des Höhenfluges der Rohölpreise, der dadurch lukrierten "Windfall profits" (unerhoffte Gewinne, Anm.) und der wachsenden Devisenreserven. Analysten erwarten aufgrund der wirtschaftlichen Prognosen für die Realwirtschaft des Landes riesige Wachstumschancen auch für den Bankensektor - trotz der jüngsten Turbulenzen.

Österreichs Interessen

Die Wiener Börse beispielsweise unterzeichnete vor einigen Tagen einen Kooperationsvertrag mit der kasachischen Börse. Die Austrian Airlines haben wie berichtet vor Kurzem ihre Flüge in die Metropole Almaty und in die neue Hauptstadt Astana wieder aufgenommen.

Die drittgrößte Bank des Landes, ATF, wurde heuer von der Bank Austria Creditanstalt für die UniCredit-Gruppe erworben. Raiffeisen International wiederum lässt sich derzeit über eine Kapitalerhöhung die Übernahmekasse von den Börseninvestoren anfüllen: Die auf den Osten spezialisierte Bankenholding des Giebelkreuz-Sektors will demnächst auch in Kasachstan zukaufen. (Reuters, szem, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 8.10.2007)