Aller beruhigenden Versicherungen der iranischen Regierung zum Trotz, das Drängen des französischen Außenministers Bernard Kouchner auf eine härtere Haltung der Europäer gegen den Iran stelle kein Risiko für die Wirtschaft dar, ist nun eine gewisse Nervosität in Teheran zu spüren.

Außenminister Manuchehr Mottaki bezeichnete am Samstag in einem Interview des iranischen Staatsfernsehens jede Sanktion seitens der Europäer als illegal. Mottaki warnte die EU, das iranische Atomprogramm außerhalb der Zuständigkeit der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien zur Diskussion zu stellen. Kouchner schlug zuletzt in einem Brief an die Außenminister der EU-Staaten vor, unabhängig von den bevorstehenden Verhandlungen im UN-Sicherheitsrat im November, wirtschaftliche Strafmaßnahmen gegen den Iran zu erlassen; der französische Außenminister erntete dafür allerdings weit gehend Unverständnis in der EU.

Hinter den Kulissen wird in Teheran aber über eventuelle Konsequenzen bei weiteren Sanktionen nachgedacht. Während Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad nach wie vor sein Festhalten am Atomprogramm verteidigt, werden in Teheran immer mehr Stimmen laut, die seine Haltung bei der UNO-Vollversammlung im September und seine Interviews in den USA kritisieren. Mohammed Hashemi, der Bruder des früheren iranischen Präsidenten Hashemi Rafsanjani und Mitglied des Schlichtungsrates, warf Ahmadi-Nejad Inkonsequenz vor. "Die USA haben eindeutig von der Haltung Ahmadi-Nejads profitiert", meinte Mohammed Hashemi.

Produktion gedrosselt

Die Diskussionen über Ahmadi-Nejads Auftritt in den USA und mögliche neue Sanktionen nehmen in letzter Zeit immer mehr Platz in den iranischen Zeitungen ein. Die Nervosität im politischen Bereich ist inzwischen auf die iranische Wirtschaft übergesprungen. Viele Fabriken haben ihre Produktion gedrosselt. Vor allem die Autoindustrie mit einer Produktionskapazität von einer Million Autos im Jahr kann die vorbestellten Autos jetzt schon nicht mehr rechtzeitig abliefern. Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright reihte sich indes unter die "Kriegsdenker" ein: "Dieses letzte Mittel kann man nie völlig aufgeben", sagte sie mit Blick auf den Iran in einem Interview. (Amir Loghmany aus Teheran/DER STANDARD, Printausgabe, 8.10.2007)