Frankfurt - Der Deutsche Buchpreis, seit 2005 vom Börsenverein des Buchhandels vergeben, ist, wie es Erich Hackl unlängst gegenüber der APA bezeichnete, "die reine Inszenierung" - und beinahe schon ein Ganzjahresereignis:
Im Februar gab man die siebenköpfige Jury (darunter Karl-Markus Gauß) bekannt. Mitte April hatten 72 Verlage 112 Romane eingereicht. Am 15. August wurde die "Longlist" mit 20 Titeln (darunter sechs von österreichischen Autoren) veröffentlicht. Mitte September folgte die "Shortlist". Die Buchhändler und die sechs Nominierten, darunter Thomas Glavinic und Michael Köhlmeier, freuten sich.
Und dann tat Sigrid Löffler, Chefin der Literaturen, das ihre dazu, um die Inszenierung perfekt zu machen: Gegenüber Vanity Fair und im Deutschlandfunk äußerte sie Zweifel an der Objektivität der Jury. Denn zwei der sechs Bücher stammen eben von Österreichern und drei der sechs erschienen bei Hanser.
Gauß, als "Österreich-Lobbyist" bezeichnet, fühlte sich auf den Schlips getreten - und wetterte gegen Löffler in der Presse: "Intellektuell dürftig, dafür denunziatorisch heftig ist ihre Kritik vor allem an den anderen sechs Juroren, die sie zu meinen Befehlsempfängern degradiert." Wenn er alles aufliste, was Löffler über ihn gesagt habe, dann käme "ein hübsches Brevier enttäuschter Liebe" zusammen. Darauf konterte Löffler, sie habe sich nie zu Gauß geäußert. Dass dieser "bitter gekränkt" sei, weil er von ihr "seit Jahr und Tag" nicht beachtet werde: Das könne sie "gut verstehen".
Streitigkeiten gab es auch an einer Nebenfront: Glavinic und Köhlmeier lehnten es ab, mit dem Ö1-Moderator Peter Zimmermann über ihre Bücher zu reden. Im Standard vom Wochenende erklärte Glavinic seine Beweggründe.