Fünf Jahre nach dem nur knapp abgewendeten Finanz-Debakel will die deutsche Fußball-Bundesliga offenbar wieder Geschäfte mit Leo Kirch machen. Der 2002 spektakulär gescheiterte Medien-Unternehmer soll nach übereinstimmenden Berichten insgesamt 1,5 Milliarden für einen Zeitraum von drei Jahren bieten.

Diese Steigerung der Vermarktungs-Einnahmen um 20 Prozent lässt viele Manager die schmerzvolle Vergangenheit vergessen, die der Liga Verluste im dreistelligen Millionenbereich brachte und einige Vereine an den Rand des Ruins führte. Am Dienstag soll den 36 Bundesliga-Clubs das Modell bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vorgestellt werden.

Nach Angaben des "Spiegel" und des Fachmagazins "Sponsors" soll Kirch über seine neue Gesellschaft KF 15 das spektakuläre Angebot für das gesamte Rechtepaket abgegeben haben. Kirch soll demnach aber nicht die Rechte von der Liga kaufen, sondern im Auftrag der 36 Profivereine an TV-Sender und andere Medien-Unternehmen weitervermarkten. So oder so ist die DFL aufgrund geltender Auflagen durch die Wettbewerbskommission der EU dazu verpflichtet, die Rechte auszuschreiben. Theoretisch könnte das über Kirch abgewickelt werden.

Berührungsängste auf Grund der Vergangenheit scheint es kaum zu geben. Seit Wochen soll die Ligaspitze bereits Gespräche mit Kirch und dessen langjährigem Vertrauten und Geschäftspartner Dieter Hahn führen. Schon am Montag kommen DFL-Geschäftsführung und -Vorstand zusammen, ehe einen Tag später Vertreter aller 36 Clubs informiert werden können. Am Sonntag lehnte die DFL eine Stellungnahme ab.

Die Insolvenz der Kirch-Unternehmen, zu denen unter anderem eine Vermarktungsagentur, der Bezahlsender Premiere und der TV-Konzern ProSiebenSat.1 gehörten, war eine der größten Pleiten in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Die Liga war nach dem Crash des verschachtelten Imperiums nur knapp einer wirtschaftlichen Katastrophe entgangen und hatte sich mit der Eigenvermarktung der Rechte gerettet. Die avisierten Summen von bis zu 460 Millionen Euro im letzten Jahr des Kirch-Kontraktes erhielt die Bundesliga nicht und musste immense Verluste hinnehmen. Viele Vereine hatten damals Probleme, weil sie in Erwartung der hohen TV-Einnahmen langfristige Verträge mit den Spielern abgeschlossen hatten.

Der einstige Medienmogul Kirch war Ende September überraschend wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Als Gesellschafter stieg er bei der EM.Sport Media AG ein. (APA/dpa)