Wien - Die Ankündigung von Conwert, um 216 Mio. Euro ihre eigene Managementgesellschaft und weitere 24 Dienstleister kaufen zu wollen, löste bei Immobilienexperten Verwunderung aus.

Wie berichtet, soll aus den Akquisitionen ein Geschäftsfeld Services entstehen, das es dem Zinshausspezialisten ermöglichen soll, künftig Dividenden auszuschütten, ohne die Finanzierung für das angestammte Geschäft zu beeinträchtigen. Man wolle auf diese Weise zu einem "voll integrierten europäischen Immobilienkonzern" werden, wird argumentiert. Der Weg in Richtung einer intern gemanagten Gesellschaft ist grundsätzlich richtig. Bloß der Preis für die Aktion wird als überhöht eingeschätzt. Die Frage, die sich stelle: Macht es Sinn, 216 Mio. Euro aus dem Unternehmen zu nehmen, um das Management zurückzuführen?

Hauptversammlung im Oktober

Ob Conwert das tatsächlich gelingt, wird die Hauptversammlung (HV) am 25. Oktober zeigen. Zur Erinnerung: Bei der letzten HV wurde der Antrag auf eine Kapitalerhöhung ohne Bezugsrechte für die Altaktionäre schlichtweg abgelehnt. Kritiker sehen in der geplanten Transaktion die letzte Chance, einen substanziellen Betrag aus der Conwert heraus an die Besitzer der externen Managementgesellschaft zu zahlen. Denn danach wird Conwert zu einer ganz normalen Immobiliengesellschaft mit einem angestelltem Geschäftsführer, deren Erträge in erster Linie durch Mieteinnahmen und weniger durch Aufwertungsgewinne entstehen.

Für den Chef der CA Immo, Bruno Ettenauer, kam ein externes Management nie infrage, weil der Kostenaufwand zu groß wäre. Außerdem stamme die Idee von den Fonds, die ein klar definiertes Ablaufdatum haben. Eine langfristig angelegte Immobiliengesellschaft habe kein Ablaufdatum. Ob auch die CA Anlagen AG, die ihre Erträge thesauriert, Richtung Dividendenausschüttung geht, sei offen. Ettenauer: "Wir richten uns nach dem Willen der Aktionäre. Wenn die das wollen, werden wir das machen."

Trennung von Spreu und Weizen

Experten gehen davon aus, dass sich nach den Problemen bei Meinl European Land und der Diskussion über die Managementgebühren am Markt bald die Spreu vom Weizen trennen wird: Jene Gesellschaften, die sich von einer Kapitalerhöhung zur nächsten hangeln und lediglich Immobilienbestände kaufen, werden tendenziell an Wert verlieren. Die zum Teil hohen Managementgebühren, die die Immo-Firmen den ihnen nahe stehenden Managementgesellschaften zahlen, schädigen die Aktionäre. Dieses Geld (0,5 bis 0,8 Prozent des Portfoliowertes) könnte den Aktionären als Dividende ausbezahlt werden.

Es wird also an den Conwert-Aktionäre liegen, ob sie in der HV der Überleitung der Managementfirma zum vorgeschlagenen Preis zustimmen oder nicht. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.10.2007)