Wien - Die Arbeiterkammer warnt vor einer Abnahme der Frauenerwerbstätigkeit durch das von der ÖVP favorisierte Familiensplitting. Das Modell würde BesserverdienerInnen klar bevorzugen und den "Anreiz" erhöhen, dass "Frauen zu Hause bleiben und keiner eigenen Erwerbstätigkeit nachgehen".

Allerdings betonte die AK, dass es noch keine konkreten Vorschläge eines Familiensplitting-Modells gebe. Es ist noch unklar, inwiefern Kinder Berücksichtigung bei der Haushaltsbesteuerung finden sollen. Für die Volkspartei hatte zuletzt Obmann Molterer betont, dass das Familiensplitting Teil der Steuerreform 2010 sein müsse. Als Vorbild für ein österreichisches Modell nannte er Frankreich - dort zahlt man ab drei Kindern praktisch überhaupt keine Steuer mehr.

Rechenbeispiele

Die Arbeiterkammer rechnete ein Familiensplitting in Anlehnung an das deutsche Ehegattensplitting durch:

  • Bruttobezug Mann 3.000 Euro, Bruttobezug Frau 1.500 Euro. Die beiden schulpflichtigen Kinder werden durch den Kinderabsetzbetrag, welcher gemeinsam mit der Familienbeihilfe ausbezahlt wird, steuerlich gefördert und die Familie erhält keine zusätzlichen Vergünstigungen hinsichtlich der Kinder im Rahmen der Lohnsteuer. Die Lohnsteuer für den Haushalt beträgt derzeit 724,83 Euro monatlich, bei einem Ehegattensplitting würde sie auf 705,84 Euro sinken - ein Minus von 18,99 Euro.

  • Bruttobezug Mann 4.500 Euro, Frau verdient nichts, zwei schulpflichtige Kinder. Die Lohnsteuer für den Haushalt beträgt bisher 1.165,35 Euro, bei einem Ehegattensplitting nur mehr 751,38 Euro - also 413,96 Euro monatlich weniger. Im Jahr wäre dies eine Steuerersparnis von über 5.000 Euro.

    Die AK weist darauf hin, dass mit den Kinderzuschlägen zum Alleinverdienerabsetzbetrag keine mit dem Ehegattensplitting vergleichbare Rechnung möglich ist. Daher wurde die Annahme getroffen, dass die steuerliche Förderung nicht im Rahmen der Familienbeihilfe stattfindet.

    Mandak für Vereinbarkeitsmodell

    Die Familiensprecherin der Grünen, Sabine Mandak, sieht sich durch die Arbeiterkammer in ihrer Kritik am Familiensteuersplitting bestätigt. Mandak betonte in einer Aussendung, dass das Modell ausschließlich Besserverdienende und Alleinverdienerfamilien fördere: "Das Schlimmste aber ist, dass die gerechte Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen bestraft statt belohnt wird."

    In Sachen Familienpolitik müsse müsse die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer sowie die Armutsbekämpfung im Vordergrund stehen, so Mandak weiter. Dafür seien infrastrukturelle Maßnahmen wie der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen notwendig, ebenso aber ein Karenzmodell wie das der Grünen, das sowohl soziale Absicherung garantiere als auch die Väterbeteiligung forciere. (APA/red)