Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/EPA/Mick Tsikas
Monaco/Wien – Nach "Gardasil" (Sanofi-Pasteur-MSD) mit "Cervarix" (GSK) gibt es schon den zweiten in Europa zugelassenen Impfstoff für die Verhütung von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinome). Die Vakzine seien extrem hoch wirksam und schützen wahrscheinlich zumindest 6,5 bis sogar mehr als acht Jahr lang, hieß es beim Eurogin-Kongress in Monaco.

Öffentliche Debatte

Seit es die Möglichkeit der Impfung gibt, gibt es auch eine öffentliche Debatte um Sinnhaftigkeit und Aufnahme ins kostenlose Kinder-Impfprogramm. Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky hat bisher immer wieder erklärt, dass es sich bei den Impfungen nicht automatisch um Impfungen gegen Gebärmutterhalskrebs handle.

Die Europäische Arzneimittel-Zulassungsagentur (EMEA) spricht hingegen explizit vom Schutz vor Gebärmutterhalskrebs. So lautet der Text der EMEA zu einem der Produkte: "... ist ein Impfstoff zur Prävention von hochgradigen Dysplasien (Zellveränderungen, Anm.) der Zervix (CIN 2/3), Zervixkarzinomen (...), die durch Typen (...) des humanen Papillomavirus (HPV) verursacht werden."

Ursache: Human Papilloma Viren (HPV)

Die in Fachkreisen weltweit angesehene Pathologin Margaret Stanley konstatierte, dass 99,999 Prozent der Zervixkarzinome durch HPV-Infektionen verursacht werden. Acht von zehn Frauen werden durch sexuelle Kontakte mit HPV infiziert. Bei zehn Prozent komme es zu einer langfristigen Infektion mit der Gefahr für die Krebserkrankung.

Wenige Vorsorgewillige

Abstrichuntersuchungen sollen in den westlichen Staaten zwar zur Früherkennung beitragen, doch die Bereitschaft der Frauen zur Untersuchung zu gehen ist gering: nur elf Prozent der britischen Frauen nehmen zum Beispiel daran teil. In Österreich liegt die Beteiligung bei 30 Prozent.

Das traurige Resultat: In Österreich erkranken pro Jahr etwa 550 Frauen, etwa 180 erliegen der Krankheit. Rund 5.000 Patientinnen bekommen nach der Abstrichuntersuchung einen verdächtigen Krebsbefund und müssen sich einem Eingriff unterziehen.

Vakzine

Das Problem bei den HPV-Infektionen: Das Immunsystem erkennt das beim Geschlechtsverkehr übertragene Virus offenbar nicht ausreichend, daher kommt keine ausreichende Immunreaktion in Gang. Sexuell aktive Frauen können sich ihr Leben lang immer wieder anstecken, weil das körpereigene Abwehrsystem kein "Gedächtnis" für diese Viren entwickelt.

Sowohl "Gardasil" als auch "Cervarix" enthalten virusähnliche künstlich hergestellte Partikel, die das Vorhandensein des Virus vortäuschen. Die Antikrebs-Wirkung beruht auf den HPV-16 und HPV-18 ähnlichen Proteinen.

International wird die HPV-Impfung für möglichst jedes Mädchen im Alter zwischen neun und 13 Jahren vor den ersten Sexualkontakten empfohlen (drei Teilimpfungen binnen sechs Monaten). 100-prozentiger Schutz

Eine klinische US-Studie mit 18.644 Probandinnen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren unter Verwendung von 'Cervarix' habt gezeigt, dass die Geimpften zu 100 Prozent vor durch HPV-16 und HPV-18 hervorgerufenen Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs und vor wirklichen Karzinomen geschützt waren. Dieser Schutz hält zumindest fünfeinhalb Jahre an. "Derzeit werden die Daten nach sechseinhalb Jahren analysiert. Sie sehen nicht anders aus", so Diane Harper vom Dartmouth Medical Center (US-Bundesstaat New Hampshire). Bereits über einen Zeitraum von acht Jahren kann die Wirkung des zweiten Impfstoffs überschaut werden. Auch hier zeigte sich bisher offenbar eine anhaltende Wirkung nach drei Vakzine-Dosen.

Hohe Kosten

Regulär liegt der Preis für die Impfungen in Österreich bei rund 600 Euro. Bisher gab es Aktionen der Apotheken mit Reduktion auf 450 Euro. Bislang ist die Entscheidung des österreichischen Gesundheitsministeriums zur Aufnahme der Impfung in das Kinder-Impfprogramm weiterhin ausständig.

Doch auch wenn die Impfungen erfolgreich werden, sollte keine Frau auf die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen vergessen. Es geht ja auch um die Brustkrebs-Vorsorge. (red/APA)