Davor hatten sowohl Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves als auch der Vorsitzende des Europa-Komitees des estnischen Parlaments, Marko Mihkelson, Van der Linden verbal angegriffen. Mihkelson deutete an, Van der Linden agiere aufgrund persönlicher wirtschaftlicher Interessen in Russland.
Der niederländische Liberale hatte im September das Baltikum besucht und unter anderem eine Verbesserung der Stellung der russischen Sprachminderheiten in Estland und Lettland gefordert. Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kam kurz danach auch der Kommissar für Menschenrechte des Europarats, der Schwede Thomas Hammarberg. Dieser forderte die Regierung in Tallinn auf, die restriktive Einbürgerungspolitik in Bezug auf in Estland geborene Russischsprachige zu überdenken und Angehörigen der Volksgruppe den bedingungslosen Erhalt der Staatsbürgerschaft zu ermöglichen. Derzeit müssen alle Personen, die nicht Estnisch als Muttersprache haben, trotz Geburt in Estland eine Prüfung ablegen. In Lettland gilt Ähnliches.
Vor knapp zwei Wochen war der UNO-Sonderberichterstatter für Diskriminierung und Rassismus, Doudou Diene, noch weiter gegangen. Diene forderte sogar eine Gleichstellung des Russischen neben dem Estnischen als zweite offizielle Staatssprache. Dafür erhielt der UNO-Vertreter eine lautstarke Schelte von Präsident Ilves, der meinte, Estland brauche sich um derartige "propagandistische Aussagen" nicht zu kümmern.