S. Fred Singer: "Wir haben die Daten des IPCC-Berichts analysiert und sind zu komplett anderen Schlüssen gekommen."

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Wien – Das konservative Wiener Hayek-Institut hat am Montag prominente Vertreter der Denkrichtung geladen, die einen Klimawandel, jedenfalls den vom Menschen verursachten, als wenig bis gar nicht gesichert erachten. Aus unterschiedlichen Gründen warnten die Herren vor Panik und einer (Wirtschafts-)Politik, die sich vornehmlich an einem zu senkenden Treibhausgas-Ausstoß orientiere:

S. Fred Singer, emeritierter Professor für Umwelttechnik und Präsident des amerikanischen Non-Profit-Instituts SEPP (Science & Environmental Policy Projekt) erklärte bei der Pressekonferenz des Hayek-Instituts, dass er die Daten des UN-Klimarats IPCC analysiert habe "und zu komplett anderen Schlüssen" gekommen sei: Die in den Reports vermittelte Sicherheit über kommende Temperaturanstiege sei durch nichts belegbar. Im Gegenteil, seine Analyse der Daten habe ergeben, dass "der anthropogene Treibhauseffekt nicht signifikant" sei.

Unterstützt wurde er dabei von dem Raumfahrtexperten Klaus P. Heiss, wie Singer Amerikaner mit österreichischen Wurzeln. Heiss erklärte, dass das CO2 zwar zugenommen habe, dass es aber keinen Beweis dafür gebe, dass dies eine Temperaturzunahme nach sich ziehe. "CO2 und Temperatur korrelieren nicht", erklärte er. Daten von 1850 bis 2000 zeigten, dass CO2 und Temperatur ganz unterschiedliche Kurven hätten.

Aus der Wirtschaftsecke kommt die Kritik von David Henderson, früherer Chefökonom der OECD (Organisation für Entwicklungszusammenarbeit). Er sei erst vor fünf Jahren zu der Problematik rund um anthropogenen Klimawandel, ja oder nein, gestoßen, erläuterte Henderson, und zwar anlässlich seiner Mitarbeit an den IPCC-Berichten. Zwar erfolge die Arbeit an den Berichten mit seinen bis zu 2500 Mitarbeitern in einer "strukturierten Art und Weise". Jedoch hat er selbst erlebt, was passiert, wenn ein Rädchen in dieser Maschinerie Stopp sagen will.

Henderson hatte, zusammen mit einem australischen Kollegen, einen Berechnungsfehler bei den Emissionsszenarien festgestellt, mit weit reichenden Folgen für den Reduktionsbedarf einzelner Länder. Er hatte keine Möglichkeit für eine Korrektur der veröffentlichten Berichte, sondern wurde, im Gegenteil, als Unruhestifter wahrgenommen. "Ich habe deshalb große Einwände, was die wirtschaftlichen Implikationen betrifft", so Henderson. Informationsfluss im IPCC und Handlungsanleitungen an die Politik seien in hohem Maße zu hinterfragen. "Ich bin mittlerweile überzeugt, dass der IPCC nicht professionell ist." Eine unabhängige Organisation, die die IPCC-Aussagen überprüft, sei nötig, sagte Singer. "Weil sonst alles, was nicht ins Weltbild passt, wegdiskutiert wird", meinte er. Nachsatz: "Vergesst den Klimawandel."

Vom Hayek-Institut nach Wien geladen wurde auch Václav Klaus, tschechischer Präsident und "Klimaskeptiker", der erst letzte Woche vor der UN eine entsprechende Rede hielt. Darin hatte er die IPCC-Klimaprognosen als "spekulativ" und ein zu rigides Klima-Schutzprogramm als Gefahr für die Demokratien bezeichnet. (ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 09.10.2007)