Wien – Hans Peter Haselsteiner hat am Montag sein kritisches Verhältnis zur Börse bekräftigt. Der Kapitalmarkt bringe zwar "unabdingbar Vorteile", allerdings hält er nichts von Aktionismus in den Hauptversammlungen. Diese arteten oft zu "Kabarets, Beschimpfungen oder Sandwichschlacht" aus, meinte der Strabag-Chef. Entsprechend soll der künftige Streubesitz nicht allzu viel mitreden dürfen. Einen eigenen Vertreter der Kleinaktionäre im Aufsichtsrat wird es nicht geben. Die Strabag sei das einzige Unternehmen in Österreich, in dem der Streubesitz den Präsidenten des Kontrollorgans stelle, kontert Haselsteiner. Das ist der Gesellschaftsrechtsexperte Waldemar Jud sein, der noch vor dem Einstieg von Oleg Deripaska von Raiffeisen und Haselsteiner eingesetzt wurde.

Eher unüblich für börsenotierte Konzerne ist auch eine andere Konstruktion. Die Strabag least manche Gebäude, beispielsweise die Wiener Konzernzentrale, von den Großaktionären Haselsteiner und Raiffeisen. Im Detail kassiert die Immobiliengesellschaft IDAG, die Stiftungen der beiden Aktionariate gehört, jährlich sechs Mio. Euro von der Strabag an Mieterlösen. Gleichzeitig übernimmt der Baukonzern verschiedene Dienstleistungen für IDAG, beispielsweise die Gebäudebetreuung und die Buchhaltung.

Pflichtangebot

Aufschluss gibt der Börse-Prospekt der Strabag auch über den Einstieg Deripaskas im heurigen Frühjahr. Der Oligarch hat den Anteil von 30 Prozent (vor dem Börsengang) an die Deutsche Bank verpfändet. Sollte Deripaskas Vehikel Resperia nicht zahlen können, darf die Deutsche Bank das Paket selbst übernehmen oder veräußern. Das könnte weit reichende Folgen haben, heißt es in dem Kapitalmarktprospekt: Sollte sich durch einen Verkauf das Syndikatsverhältnis ändern, könnte das ein Pflichtangebot nach dem Übernahmerecht auslösen. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 09.10.2007)