Österreichs rechte Recken stehen zur Zeit und in "Zur Zeit" vor der schwierigen Aufgabe, ihre tief verwurzelte Überzeugung, die Juden seien an allem schuld, auf die Moslems zu übertragen, ohne die Juden deswegen aus dem Spiel zu lassen. Das erfordert einigen geistigen Aufwand, was sich, wenn es um Symbole geht, auch so äußern kann, dass H.-C. Strache "der festen Überzeugung ist, daß an öffentlichen Schulen und Universitäten und im öffentlichen Dienst das Kopftuch genausowenig verloren hat wie - hoppala! - der Steirerhut. Wer Frauen in unserer Gesellschaft unterdrückt und versucht, das religiös zu rechtfertigen, ist hier nicht erwünscht."

Leider hat der große Humanist Strache vergessen, im selben Atemzug auch auf den fatalen Zusammenhang von Gamsbart und Schnurrbart hinzuweisen, der nicht weniger erhellend ist als der von Kopftuch und Steirerhut. Müssen wir nun annehmen, dass die Träger von Steirerhüten ein ebenso gefährliches Terrorpotential darstellen wie die Eiferer des Kopftuches, oder werden sie einfach nur von steirischen Tourismus-Mullahs unterdrückt, die versuchen, das lokalpatriotisch zu rechtfertigen?

Die nüchternen Tatsachen sind erschreckend genug, steigerte sich zuletzt Andreas Mölzer in einen bevölkerungsstatistischen Rausch. Bei uns in Österreich hat ungefähr ein Viertel der Bevölkerung, etwa zwei Millionen Menschen also, einen sogenannten "Migrationshintergrund". Das heißt, sie gehören nicht zur autochthonen, zur angestammten Bevölkerung, also - was sonst? - zu den deutschen Österreichern oder, was nicht ganz, aber beinahe so wertvoll ist, zu den historisch gewachsenen Minderheiten im Lande. Interessierte können ja in den Ahnenpässen ihrer Vorfahren nachschauen, wohin sie gehören, vorausgesetzt, diese wichtigen Dokumente sind nicht familiärer Entnazifizierung zum Opfer gefallen oder die Minderheit, der sie angehören, ist nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg historisch gewachsen.

Statt den deutschen Österreichern und den weniger deutschen dankbar zu sein, werden diese etwa zwei Millionen hintergründiger Migranten - sie kommen aus dem Ausland, gleich, ob sie nun bereits eingebürgert sind oder nicht - weiter anwachsen. Wozu kommt: Überdies haben wir etwa eine halbe Million Muslime in Österreich, die nach Mölzer offenbar auch als Nation zu verbuchen sind. In einer Generation ist also damit zu rechnen, daß der Anteil der Bevölkerung mit "Migrationshintergrund" die angestammte Bevölkerung übertreffen wird, die "echten Österreicher" so nahezu zwangsläufig zur Minderheit im eigenen Lande werden. Dann hört sich vielleicht endlich das Heim-ins-Reich-Geschwafel von den deutschen Österreichern auf, es sei denn, Mölzer gelingt es, die Muslime demnächst davon zu überzeugen, dass sie nicht weniger deutsche Österreicher sind als ein in Bad Goisern geborener Wahlkärntner.

Das werden sie vielleicht nicht so sehr wollen. Daher sieht die Zukunft düster aus. Für den Pessimisten aber zeichnet sich ab, daß das dekadente Abendland dem aggressiven Islamismus unterliegen wird. Daß die hedonistischen, kinderlosen Europäer dem dynamischen Zuwandern zu weichen haben. Die "Umvolkung" ist also Realität, der Untergang des Abendlandes ein Vorgang, dessen Zeitzeugen wird sind.

Davon war dereinst schon Oswald Spengler mit ein paar deftigeren Gründen überzeugt. Solche drängen sich einem anderen Autor von "Zur Zeit" auf, der sich ein paar Seiten weiter hinten die Frage Wie christlich ist Europa? gleich selbst beantwortet: Europa ist vom antichristlichen, jüdischen Geist beherrscht. Gut ist das nicht. Wer vorbehaltlos die letzten zweitausend Jahre der Geschichte an seinem geistigen Auge vorüberziehen läßt, kann . . . wohl nur zu dem Schluß kommen, daß der antichristliche, jüdische Geist den Sieg davongetragen hat.

Das gilt nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt, denn gegen die jüdische Weltverschwörung ist nun einmal kein Kraut gewachsen, auch wenn die Kirche die letzten zweitausend Jahre der Geschichte hindurch sich ein christliches Abendland einreden wollte. Die Vereinigten Staaten sind, jedenfalls in ihren Eliten, ihrer Ideologie und Religion, ganz von jüdischem Geist durchdrungen, und das wird selbst für die dort stark vertretenen Angehörigen evangelikaler Sekten mit guten Gründen behauptet. Auch wenn man diese nicht erfährt. Der "Krieg gegen den Terror", der heute so gut wie alle Länder der Welt unter der Führung der USA vereinigt, ist nach Ansicht der in Amerika tonangebenden Neokonservativen nichts anderes als ein "Krieg gegen die Feinde Israels". Hat man Bush davon informiert?

Aber der Vatikan ist selbst schuld. Westliche Wertvorstellungen? Im Wege der "Aufklärung" völlig von jüdischem Geist geprägt. Die Anbiederung des vatikanischen Lehramts an Freiheit, Menschenrechte, Demokratie, Nichtdiskriminierung nach Herkunft, Religion oder Geschlecht . . . hat die Kirche mit dem Verlust ihrer Glaubwürdigkeit bezahlt.

Möge das Ende nun kommen oder nicht, kann da der deutsche Österreicher nur seufzen. So wird es sein. (Günter Traxler/DER STANDARD; Printausgabe, 9.10.2007)