Mit sechs Kandidaten hat Alitalia-Chef Maurizio Prato Verkaufsgespräche über die angeschlagene Airline aufgenommen. Dies bestätigte Prato vor dem Alitalia-Verwaltungsrat. Unter den Interessenten befindet sich überraschenderweise auch die Lufthansa, die bisher jegliches Engagement an der italienischen Fluggesellschaft dementierte.

Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber äußerte sich aber zurückhaltend zu einer Übernahme. Die Zeit müsse zeigen, ob Alitalia zu Lufthansa passen könnte. Er habe keine detaillierte Kenntnis von der Lage der Airline. "Ich weiß nicht, welche und wie tiefe Einschnitte nötig sind", sagte Mayrhuber. "Wir kennen unsere Grenzen." Neuerlich interessiert zeigte sich zudem Aeroflot, nachdem sie im Sommer vom ersten Bieterverfahren zurücktrat. Wunschpartner Air France/KLM plane einen Aktientausch.

Die besten Chancen räumen Finanzkreise jedoch der italienischen Fluggesellschaft Air One des Unternehmers Carlo Toto ein. Air One ist kommerzieller Partner von Lufthansa. Angeblich ist Toto auf der Suche nach weiteren industriellen Partnern, die das Angebot unterstützen.

Italienische Medien nennen die Namen des Luxusschuhherstellers Diego della Valle (Tod's), der Berlusconi-Finanzholding Fininvest und des Piaggio-Großaktionärs Roberto Colaninno. Der Alitalia-Chef bestätigte auch Kontakte mit der US-Fondsgesellschaft TPG. Ein vom ehemaligen Rai-(staatliches Fernsehen)-Präsidenten Baldassari geführtes Konsortium ist ebenfalls noch im Rennen. Die Alitalia-Übernahme soll bis Weihnachten erledigt sein. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.10.2007)