Bereits damals, am 9. Oktober 1967, begann im Dorf Vallegrande der Che-Mythos: Dorfbewohnerinnen habe der aufgebahrte Leichnam an Bildnisse von Jesus Christus erinnert, schrieb der Biograf John Lee Anderson. Heute ist die Gegend, in der Guevara erschossen wurde, Ziel einer geführten Reisetour mit dem Namen „Guevara-Tour“.
"Che"-T-Shirt
„In Lateinamerika hat Che auch heute noch politische Sprengkraft“, urteilt der linksliberale US-Amerikaner Anderson an der Universität von Porto Alegre. „Für Millionen Menschen symbolisiert er radikalen Wandel. Dafür müssen sie nicht an all das glauben, wofür er damals stand.“ Die These ist schnell belegt. „Von seinem Leben weiß ich nicht so viel“, räumt Elisabeth Moreira ein, die in einem dunklen Che-Guevara-T-Shirt durch die Fußgängerzone der südbrasilianischen Großstadt spaziert.
Die junge Buddhistin schwärmt für den Idealisten Guevara aus „Motorcycle Diaries“. Das Tagebuch des damals 23-jährigen Medizinstudenten über seine erste Südamerikareise 1952 nahm der brasilianische Regisseur Walter Salles vor einigen Jahren als Vorlage für einen erfolgreichen Spielfilm.
Die Uruguayerin Magdalena Charlo berichtet: „Für Che habe ich mich vor ein paar Jahren sehr interessiert, als ich selbst noch große Hoffnungen auf eine politische Veränderung in meinem Land hatte.“ Heute stört die 18-Jährige vor allem die Vermarktung der Ikone – selbst Starmodell Gisèle Bündchen ließ sich schon mit einem Che-Bikini ablichten. Auch in seinem Heimatland Argentinien ist Guevaras Popularität ungebrochen: Der Fußballheld Diego Maradona hat sich sein Porträt auf den rechten Oberarm tätowieren lassen. In einer Fernseh-Umfrage über „argentinische Helden“ kam „Che“ auf Platz eins der Beliebtheit, noch vor der kaum weniger verklärten Präsidentengattin Evita Perón.