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Auf seinen Bildern macht sich der Kinderschänder unkenntlich (links), Interpol drehte den Digital-Trick um.

Foto: Reuters
Lyon - Mit einer Fotoserie im Internet fahndet Interpol erstmals weltweit nach einem Kinderschänder. Die Originalfotos seien vom Täter oder von Komplizen digital verändert worden, um sein Gesicht unkenntlich zu machen, teilte Interpol in Lyon am Montag mit. Spezialisten des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA) seien jedoch in der Lage gewesen, die digitale "Maskierung" umzudrehen und ein identifizierbares Bild herzustellen. Der Mann reist vermutlich als Kindersex-Tourist in der ganzen Welt herum.

"Seit Jahren zirkulieren Bilder dieses Mannes beim sexuellen Missbrauch von Kindern im Internet", sagte Interpol-Generalsekretär Ronald K. Noble. "Wir haben alles Mögliche versucht, um ihn zu identifizieren und vor Gericht zu bringen. Wir sind jetzt überzeugt, dass dieser Sexualtäter ohne die Mithilfe der Öffentlichkeit weiter junge Kinder, zwischen sechs und zehn Jahre alt, sexuelle ausnützen und auch vergewaltigen könnte." Deshalb rufe die internationale Polizeiorganisation erstmals weltweit die Öffentlichkeit zur Mithilfe auf.

Identifizierung bestätigen

Weltweit existieren pornografische Aufnahmen von mindestens 20.000 Kindern im Internet. Insgesamt kennt Interpol rund 200 Fotos des Gesuchten mit zwölf verschiedenen Buben. Die Bilder wurden wahrscheinlich in Vietnam und Kambodscha aufgenommen. "Wir ermutigen die Öffentlichkeit auf keinen Fall, selbst irgendetwas zu unternehmen", erklärte Kristin Kvigne, die Vizedirektorin der Interpol-Einheit Menschenhandel. Jede Identifizierung müsse bestätigt werden. Die Bürger würden aber ermutigt, Verdächtige zu melden.

Auch die EU-Kommission will die internationale Kooperation zur Zerschlagung von Kinderporno-Netzwerken verstärken. Dabei sollen nationale Behörden von Fahndern der EU-Polizeibehörde Europol trainiert werden.

Die britische Organisation "Internet Watch Foundation" schätzt, dass die Zahl illegaler Seiten mit Kinderporno-Material im Internet zwischen 1997 und 2005 um 1500 Prozent zugenommen habe. Der Profit, der jährlich mit Kinderpornos im Internet in Europa und in den USA erzielt wird, wird vom US-Justizministerium mit rund einer Milliarde Euro beziffert. (dpa, simo/DER STANDARD – Printausgabe, 09.10.2007)