Peking - Nach weltweiten Protesten soll in China die Entnahme von Organen Hingerichteter für Transplantationen künftig fast vollständig untersagt werden. Wie die englischsprachige Pekinger Zeitung "China Daily" am Dienstag berichtete, sollen nur noch direkte Verwandte eine solche Transplantation in Anspruch nehmen dürfen. Chinas Medizinerverband, dem fast eine halbe Million Ärzte angehören, habe in der vergangenen Woche auf einer internationalen Konferenz in Europa zugesagt, sich um die Einhaltung der Standards bei Organverpflanzungen zu bemühen. China richtet jedes Jahr mehr Menschen hin als der Rest der Welt zusammen.

Menschenrechtsgruppen hatten China wiederholt beschuldigt, ohne Einverständnis der Angehörigen Handel mit den Organen Hingerichteter zu betreiben. Auch Krankenhäuser verkauften demnach Organe von Unfallopfern ohne Wissen der Verwandten. Am 1. Mai traten in China strengere Regeln für Transplantationen in Kraft, denenzufolge jeglicher Handel mit menschlichen Organen streng verboten ist. Die Zahl der Transplantationen von Organen hingerichteter Gefangener sei in diesem Jahr signifikant zurückgegangen, meldete "China Daily" unter Berufung auf einen ranghohen Behördenvertreter.

In China werden nach verschiedenen Schätzungen jedes Jahr bis zu 15.000 Menschen hingerichtet. Menschenrechtsorganisationen hatten berichtet, zum Tod verurteilte Häftlinge würden "je nach Bedarf" exekutiert, entnommene Organe zu hohen Preisen ins Ausland verkauft. Politischen Gefangenen, wie Mitgliedern der in der Volksrepublik verbotenen Falun-Gong-Meditationsbewegung, werden nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte Organe bei lebendigem Leibe entnommen, bevor die Häftlinge dann umgebracht werden. (APA/AFP)