Der Hamburger Spiegel-Verlag wird laut Medienberichten kein neuer Miteigentümer der Wirtschaftszeitung "Financial Times Deutschland" ("FTD"). Die Mitarbeiter KG habe sich gegen Pläne zur Übernahme eines Anteils von 50 Prozent ausgesprochen, schrieb das "Wall Street Journal" (WSJ) am Dienstag unter Berufung auf "mit der Angelegenheit vertraute Personen". Die Mitarbeiter halten 50,5 Prozent an dem Verlag mit seinem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Der Spiegel-Verlag wollte nicht Stellung nehmen. Auch die Geschäftsführung der Mitarbeiter KG wollte sich "zu internen Verlagsangelegenheiten" nicht äußern. Ihre Zustimmung ist für einen Kauf notwendig. Der Hamburger Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr ("stern"), der zur Hälfte an der "FTD" beteiligt ist, äußerte sich ebenfalls nicht.

Weitere 50 Prozent hält der britische Medienkonzern Pearson, der Berichten zufolge seinen Anteil verkaufen will. Zu Pearson gehört auch das Mutterblatt der "FTD", die "Financial Times". Die Beteiligten hatten zu den aufgekommenen Medienberichten bis dato kein Dementi abgegeben.

"FTD" schreibt rote Zahlen

Auch deutsche Tageszeitungen berichteten über ein sich abzeichnendes "Nein" seitens der Mitarbeiter - ohne konkrete Quellenangaben. Als ein Grund für die Ablehnung des Zukaufs wird genannt, dass die vor sieben Jahren gegründete Zeitung nach wie vor rote Zahlen schreibt. Einen solchen Klotz wolle sich die KG nicht ans Bein binden, schrieb "Der Tagesspiegel" am Dienstag.

Das lachsrosafarbene Wirtschaftsblatt "FTD" war vor sieben Jahren von Pearson und G+J gegründet worden und hat sich publizistisches Renommee erarbeitet. Die Zeitung schreibt rote Zahlen, die Gewinnschwelle soll 2008 erreicht werden. Die Ausstiegspläne von Pearson wurden in Medienberichten damit begründet, dass sich der Konzern stärker auf den britischen Markt konzentrieren wolle.

Die "FTD" hat im zweiten Quartal 2007 eine verkaufte Auflage von 103.284 Exemplaren ausgewiesen. Mehr als 58.000 Exemplare gehen an Abonnenten. Unklar ist, ob Pearson den Verkaufsprozess mit anderen Interessenten vorantreibt. Spekuliert wird auch darüber, ob G+J die Zeitung komplett übernimmt.

Gruner + Jahr - eine 75-Prozent-Tochter des Medienkonzerns Bertelsmann - ist auch am Spiegel-Verlag mit 25,5 Prozent beteiligt. Weitere Anteilseigner sind neben den Spiegel-Mitarbeitern die Erben des Gründers des Nachrichtenmagazins, Rudolf Augstein. Die Entscheidung der Mitarbeiter sei ein Schlag gegen die Geschäftsführung unter Leitung des seit Jahresanfang amtierenden Mario Frank, heißt es im "Wall Street Journal". Im harten Wettbewerb der Verlage um Leser und Anzeigenkunden sucht auch der Spiegel-Verlag nach Möglichkeiten, seine Geschäftsbasis auszubauen. (APA/dpa)