"Vieles in meiner Sendung dürfte ich im ORF nie sagen": Heinzl über 20 Jahre "Seitenblicke".

Foto: ATV/Ernst Kainerstorfer
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Dienstag feiern die "Seitenblicke" ihre ersten 20 Jahre. Wer kennt die Societyreporter des ORF besser als Konkurrent Dominic Heinzl? Harald Fidler bat den ATV-Mann um Glückwünsche.

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STANDARD: Wie würde denn ein Beitrag von "Hi Society" über 20 Jahre "Seitenblicke" aussehen?

Heinzl: Total originelle Frage (lacht). Ich habe mir dazu noch nichts überlegt, zumal ich erst vor kurzem gratulieren war oder das vorhatte. Dann hat mich Produzent Purzl Klingohr aber so überrascht, indem er mir gratuliert hat, weil ihm die Sendung so gut gefällt. Das Kompliment konnte ich nicht wirklich zurückgeben. Wir haben aber nie Krieg gegeneinander geführt, sehen uns nicht als Konkurrenten. Während sie Fragmente einer Veranstaltung senden, erzählen wir Geschichten. Die "Seitenblicke" können aufgrund ihrer knappen Zeit nur Bruchstücke bringen.

STANDARD: Was wünschen Sie den "Seitenblicken" zum Geburtstag?

Heinzl: Anlässlich des Jubiläums möchte ich anregen, dass der ORF "Seitenblicke" vor meiner Sendung spielt, quasi als Teaser: Wenn Sie mehr sehen wollen, schalten Sie jetzt um! Aber ich bin ja nicht so perfid, das zu wünschen. Noch sind wir ja nicht der dritte Sender des ORF.

STANDARD: Der ORF hat ja schon mehrfach Interesse an einer Rückkehr von Dominic Heinzl gezeigt. Warum wurde nichts daraus?

Heinzl: Die Frage stellt sich überhaupt nicht. Ich fühle mich ja sehr wohl bei ATV und habe keinerlei Interesse. Die machen das eh sehr gut, wie man das mit fünf Minuten täglich machen kann. Auch für mich hätten sie nicht mehr Sendezeit, hier habe ich 25 Minuten. Oft ein Vorteil, aber auch ein Handicap: Mit 100 Prominenten jeden Tag eine abwechslungsreiche 25 Minuten zu füllen, ist nicht immer lustig. Bei allem Neid der Kollegen von den "Seitenblicken": Manchmal wäre natürlich weniger mehr. Jeder hat so sein Ränzchen zu tragen.

STANDARD: Das Publikum wäre im ORF ein Vielfaches größer.

Heinzl: Die Freiheiten hier hätte ich beim ORF nie.

STANDARD: Freiheiten oder Frechheiten?

Heinzl: Das inkludiert Frechheiten. Vieles in meiner Sendung dürfte ich im ORF nie sagen. Das hat wahrscheinlich mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag zu tun.

STANDARD: Nirgendwo steht, dass man mit Promis nicht respektlos umgehen darf.

Heinzl: Warum tun sie's dann nicht? Sonst kann ich mir das nicht erklären. Ich will ihnen ja nicht wenig Bemühen und Kreativität bescheinigen. Aber wir haben ein gutes Verhältnis. Dass die "Seitenblicke" Events auslassen, wenn ich komme, ist vorbei. Sie könnten noch davon absehen, das Bild auszutauschen, wenn ich im Hintergrund vorbeihusche.

ZUR PERSON:

Heinzl (43) macht seit 1997 für den Sender Society, der schon Wien 1, ATV plus und ATV hieß. Davor Ö3 und ORF. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 10.10.2007)