Zwei aufsehenerregende Demos - und dennoch bargen sie zwei verschiedene Anliegen: In Frankenburg protestierte die Dorfgemeinschaft gegen die Abschiebung ihrer eingelebten Familie Zogaj aus dem Kosovo, in Wien zogen die Menschen in Scharen vor das Innenministerium, um ihrem Ärger über die Asylpraxis der Koalition Luft zu machen.

Auf dem Land setzte vor allem die konservative Bürgergesellschaft Andreas Khol'scher Prägung ein Zeichen, in der Stadt marschierte eher die von Künstlern getragene liberale Zivilgesellschaft auf. Ergreifende Solidaritätsbekundungen mit der untergetauchten Arigona gab es auf beiden Seiten, doch die Ziele, die die Menschenzüge verfolgten, sind unterschiedlich. Denn hier interveniert ein Ort für Leute, um die sich Pfarrer, Lehrer, Nachbarn gekümmert haben, weil der Staat ihnen keinerlei Halt bietet. Ob das auch so wäre, wenn Arigona und Anhang stillere Naturen wären? Sich dem gesellschaftlichen Leben entzogen hätten, weil sie aus Angst Kirche und Kirchenwirt mieden? Dann hätten die Gemeindeväter wohl kaum so für sie mobilisiert.

Dafür pochten die Demonstranten in der Hauptstadt auf ein Bleiberecht für alle Härtefälle, die seit Jahren, oft anonym, unter uns wohnen. Voneinander unabhängige Vereinigungen diverser Lager drängten auf ein präziseres Gesetz für tausende anstatt einzelner Gnadenakte - und schafften damit eine Gegenöffentlichkeit zum Zank der Regierenden.

Zwar brauchte es den Aufruf einer Partei, damit sich die unter Schwarz-Blau etablierte Zivilgesellschaft wieder in Bewegung setzte. Das werden die politischen Gegner schlechtreden ("waren nur Grüne"). Dennoch haben die Kundgebungen zusammengenommen ihren Hauptzweck erfüllt: der Koalition zu zeigen, wie viele - ob aus persönlicher Betroffenheit oder generellen humanitären Motiven - ihre Abschiebepolitik satt haben. (DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2007)