Wien - "Seit Monaten" wartet Regisseur Harald Sicheritz auf eine Antwort von ORF-General Alexander Wrabetz, nun wandte er sich mit seinem Frust an Stiftungsräte: "Mutig in die neuen Zeiten", sein fiktionaler Fünfteiler zur Republiksgeschichte wurde nach drei Teilen aus Kostengründen gestoppt. Der für heuer geplante Teil drei ist fertig, wartet aber laut Sicheritz ebenfalls aus Geldmangel auf einen Ausstrahlungstermin.

Alle Handlungsfäden blieben offen, klagte Sicheritz Wrabetz: "Das beschädigt die ansonsten gewaltige Repertoirefähigkeit der Produktion heftig, von meinem bis jetzt sauberen Ruf als Autor und Regisseur ganz abgesehen."

Fertig produzierte Filme auf Halde sind im ORF kein Einzelfall. Mit den Nöten der Filmbranche beschäftigt sich am Mittwoch der Programmausschuss des ORF. Stiftungsrat Heinz Lederer (SP) reklamierte das Thema kurzfristig auf die Tagesordnung. Wie berichtet fordert die Filmbranche einen Runden Tisch mit ORF und Politik.

30 Millionen sparen

Der Zeitpunkt ist nicht der glücklichste: Montag im Finanzausschuss stellte ORF-General Alexander Wrabetz seinen Räten in Aussicht, dass die Anstalt 2007 die budgetierten Kosten um 45 Millionen Euro überschreiten wird. Fünf Millionen davon im Personalaufwand, der Rest aus bezogenen Leistungen.

Unter dem Strich soll der ORF-Konzern mit Töchtern dennoch ausgeglichen bilanzieren, hieß es. Dazu tragen ansehnliche Finanzerträge von rund 35 Millionen Euro bei. Wie lautet ein alter Spitzname des ORF? Bank mit angeschlossenem Sendebetrieb.

Sparpläne tun dennoch Not: 30 bis 40 Millionen weniger gibt Wrabetz mangels Aussicht auf Gebührenerhöhung vor 2009 nach Standard-Infos vor. Personalabbau war im Ausschuss kein Thema. Die gebührenfinanzierte BBC streicht laut "Financial Times" zwölf Prozent der Jobs. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 10.10.2007)