Klagenfurt - "Kärnten anders denken." Das wollen Marjan Sturm, Vorsitzender des linksgerichteten Zentralverband der Kärntner Slowenen, und Josef Feldner, Obmann des Kärntner Heimatdienstes, der als Hort rechter Kärntner Gesinnung seit Jahrzehnten die Volksgruppen-Politik in diesem Land quer durch alle politischen Lager dominiert hat. Nun haben beide ehemals erbitterten Gegner in ihrem gleichnamigen Buch aufzuzeigen versucht, dass es möglich ist, Auswege aus der historisch belasteten Konfliktsituation um das zweisprachige Kärnten zu finden.

Durch ihr demonstratives Abrücken vom ewigen Repetieren überholter nationalistischer Denkmuster von den bösen Slowenen, die den guten (Deutsch)-Kärntnern das Heimatland rauben wollen, haben sie in der Ortstafel-Frage jenen "historischen Kompromiss" zwischen Slowenen- und Kärntner Heimatverbänden geschaffen, der als Konsensvorschlag Grundlage für eine Lösung der Ortstafel-Frage sein könnte.

"Es darf in einem ehrlichen Dialog keine Sieger und Besiegten geben, es geht darum, den jeweils anderen von seinen Argumenten zu überzeugen", beschreibt Josef Feldner, einst Einpeitscher im berüchtigten Ortstafel-Sturm der frühen 70er-Jahre seinen heutigen Zugang in der Minderheiten-Frage. "Wir können die Geschichte nicht rückgängig machen, aber wir müssen verstehen, wieso der eine und der andere damals so reagiert haben", sieht Marjan Sturm heute die Zeit gekommen für eine neue Qualität des Zusammenlebens. Diese werde in der Bevölkerung bereits großteils praktiziert, es sei die Politik, die die alten Feindbild-Stereotypen geradezu krampfhaft am Leben erhalte.

Wenn man diese Bemühungen um einen offenen Dialog ausweite, "dann bleibe ich trotz allem zuversichtlich, dass wir das Ortstafel-Problem vernünftig lösen können", zeigt sich dazu Bundespräsident Heinz Fischer in seinem Vorwort überzeugt. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2007)