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Shawn Hornbeck (o.) kurz nach seiner Befreiung im Jänner 2007

Foto: AP Photo/Tom Gannam

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Hornbecks Entführer Michael Devlin wurde nun zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt

Foto: AP/Jeff Roberson
Einer der spektakulärsten Fälle von Kindesentführung in den USA fand am Dienstag ein juristisches Ende. Michael Devlin bekannte sich schuldig, einen heute 16-Jährigen entführt und mehr als vier Jahre festgehalten zu haben. Der Mann muss für den Rest seines Lebens hinter Gitter.

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St. Louis - Viereinhalb Jahre lang hatte Michael Devlin den heute 16 Jahre alten Shawn Hornbeck in seiner Wohnung in einem Vorort von St. Louis festgehalten und missbraucht. Erst als er einen zweiten Buben entführte, wurde im Jänner 2007 das Verbrechen entdeckt. Nun bekannte sich der 41-Jährige vor dem Bezirksgericht in Franklin im US-Bundesstaat Missouri schuldig. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Mann bekannte sich außerdem schuldig, einen zweiten Buben verschleppt und mit der Waffe bedroht zu haben.

Fakten eindeutig

Am Dienstag hätte er sich in einem separaten Verfahren der Entführung und des sexuellen Missbrauchs des zweiten Kindes verantworten müssen. Mit der außergerichtlichen Vereinbarung wollte die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben den beiden Buben ersparen, die damaligen Qualen in allen Einzelheiten vor Gericht wiederaufleben zu sehen. "Die Faktenlage war einfach überwältigend", sagte Devlins Anwalt Michael Kielty, "ein Verfahren hätte nichts Positives mehr gebracht."

Der Manager eines Pizza-Dienstes hatte den damals elfjährigen Shawn 2002 während eines Fahrradausflugs gekidnapped - nicht einmal einen Kilometer von seinem Elternhaus in der ländlichen Gemeinde Richwood im US-Bundesstaat Missouri entfernt. Monatelang suchten die Eltern vergeblich nach ihrem Kind, Shawn schien wie vom Erdboden verschwunden.

Mit Ermordung bedroht

Devlin missbrauchte den Buben und machte ihn mit der Drohung gefügig, er werde seine Familie töten, sollte er zu fliehen versuchen. Später durfte Shawn die Wohnung verlassen und bei Freunden übernachten. Nachbarn hielten ihn für Devlins Sohn, Shawn nannte seinen Entführer "Dad". Obwohl er ein eigenes Handy besaß, versuchte er nie, seine Familie oder die Polizei anzurufen. Dass er nicht die Schule besuchte, war den Behörden nicht aufgefallen. Nach der Befreiung stellte sich heraus, dass Shawn während der Zeit seiner Entführung an die Such-Homepage, die seine Eltern eingerichtet hatten, einen verschlüsselten Hilferuf gesendet hatte. "Wie lange planst Du noch, nach Deinem Jungen zu suchen?" schrieb er und unterzeichnete mit "Shawn Devlin".

Erst als Michael Devlin Anfang Jänner den 13-jährigen Ben Ownby an einer Bushaltestelle entführte, wurde bei dessen Befreiung auch Shawn in der Wohnung des Mannes entdeckt. Ein Schulkollege Bens hatte sich an Devlins Nissan-Pick-up erinnert, der vom Tatort gerast war. Drei Tage später war Devlin als Besitzer ausgeforscht, die beiden Buben wurden befreit.

"Großer Schmerz"

Die Staatsanwaltschaft wies im Gerichtsverfahren gegen Devlin Gerüchte über eine angebliche Beteiligung Shawns an der Entführung Ben Ownbys zurück. Shawn Hornbeck habe damit nichts zu tun, versicherte Chefankläger Robert Parks. "Der Bub lebte in unbeschreiblicher Angst und großem Schmerz. Niemand kann sich den Horror vorstellen, den er vier Jahre lang durchlebte." (fern, AFP, DER STANDARD Printausgabe, 10.10.2007)