"Wir wurden auf alle möglichen Arten gefoltert", erinnert sich der palästinensische Arzt Ashraf Alhajouj, dem die Justiz in Libyen die Infizierung von Kindern mit dem Aids-Virus angelastet hatte. Gemeinsam mit fünf bulgarischen Krankenschwestern wurde er zum Tode verurteilt und kam erst kürzlich frei. Dienstag sprach er in Lissabon bei einer Konferenz "Europa gegen die Todesstrafe", die der Europarat sowie EU-Kommission und Ratsvorsitz organisiert hatten.

Die Todesstrafe sei eine "barbarische" Maßnahme, urteilte Terry Davis, Generalsekretär des Europarates. Sie habe weder einen abschreckenden Effekt gegen Verbrechen, noch helfe sie den Opfern. In den Augen von Terroristen könne sie aber "Mörder in Märtyrer verwandeln". Alljährlich will der Europarat, dem 47 Länder angehören, den 10. Oktober fortan als Tag gegen die Todesstrafe begehen. Am selben Strang ziehen fast alle EU-Länder, die nötige Einstimmigkeit scheiterte bisher aber an Polen, das im gleichen Atemzug auch Euthanasie und Abtreibung verurteilen will.

Davis konstatierte, dass diese Strafe in Europa seit 1997 praktisch gebannt sei. Verhängt und vollstreckt werde sie nur noch in Weißrussland, das dem Europarat nicht angehöre. Mehrere Redner kritisierten, dass es in den USA und Japan - zwei Länder mit Beobachterstatus beim Europarat - noch Hinrichtungen gebe. 2006 zählte Amnesty International weltweit aber mindestens 1591 Hinrichtungen. (Thomas Fischer aus Lissabon/DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2007)