Wien - Stefan Koubek stellt sich einfach nur auf den Tennisplatz. Das Gefühl der Leichtigkeit des Seins verfolgt ihn eigentlich schon seit ein paar Monaten. Er packt das Arbeitsgerät aus, nimmt es in die linke Hand und wartet fast freudig erregt auf die Bälle, die ihm nun zufliegen. "Ich treffe sie perfekt, das ist ein Automatismus, sie fallen mitten auf den Schläger." Als hätte der weder Rahmen noch Spannung. Warum das so ist, darüber schweigt Koubek, er weiß es vermutlich selber nicht. Emsig trainiert hat er, natürlich, "aber das tun andere auch. Es gibt kein Schlüsselerlebnis. Ich will darüber gar nicht nachdenken, es macht Spaß."

Also hat er am Montagabend anlässlich der Wiener BA-CA-Trophy Carlos Moya zwar nicht gedemütigt, aber doch geschlagen. Mit 7:6, 5:7 und 6:2. Das Ergebnis gab Koubeks Dominanz nicht wirklich wider, der Österreicher machte um 20 Punkte (108:88) mehr, hatte 22 Breakchancen, sein Gegner nur deren acht. Der Spanier war mit Ernst bei der Sache, für ihn geht es noch um die Teilnahme am Masters der acht Jahresbesten, da sollte man sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen. "Koubek war diesmal nicht zu packen", sagte der 31-Jährige und es klang ziemlich respektvoll.

Weshalb der Verlierer von Wien die Nummer 15 der Welt, der Sieger aber nur die Nummer 60 ist, darüber könnte man stundenlang philosophieren. Aber dazu fehlt die Zeit, Koubek ist immerhin 30 Jahre alt. "Mir fehlte die Konstanz, ich habe in meiner Karriere oft leichte Partien vergeigt. Das muss man akzeptieren, das Tüpfelchen auf dem i ist mir zu selten gelungen."

Gute Jahre Günter Bresnik betreut Koubek schon seit 13 Jahren. Ihn hat die Leistung gegen Moya nicht wirklich erstaunt. "Ich kenne sein Potenzial. Das ist noch ein Abstand nach oben vorhanden, er hat noch gute Jahre vor sich. Sofern er gesund und von Verletzungen verschont bleibt." Natürlich sei, so Bresnik, ein gewisser Reifungsprozess feststellbar. "Ich wollte nie eine Abhängigkeit, sondern förderte die Selbstständigkeit." Koubek sei schon mehrmals erwachsen gewesen. "Aber er ist leider immer wieder zurückgefallen. Nun hat er das pubertäre Diskussionsbedürfnis abgestellt. Er fragt und tut es."

Im Training wurde die Qualität erhöht, nicht die Quantität. Man kann pro Einheit 300 oder auch 1000 Bälle schlagen, Koubek hatte Phasen, da benötige er mehr Zeit für 300 als nun für 1000. Bresnik: "Er hat Spaß am Leben." Aber Tennis ist mitunter ein humorloser Sport. Koubek musste das oft genug erfahren. "Es passieren in einem Match oft Dinge, die nicht nachvollziehbar sind."

Nachvollziehbar ist der Achtelfinalgegner in Wien, Feliciano Lopez. Der Spanier gewann 2004 das Turnier und fertigte am 9. Oktober 2007 Werner Eschauer 6:3, 6:2 ab. Koubek: "Ein harter Brocken. Man weiß nie, er könnte einer der Spaßverderber sein." Am Donnerstag wissen sie es. (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 10.10. 2007)