"Es ist lange her, seit ich das letzte mal derart puren Rassismus gehört habe aus dem Mund eines australischen Politikers". Mit diesen Worten reagierte Anna Bligh, die sozialdemokratische Regierungschefin des Bundesstaates Queensland, auf Äußerungen des konservativen australischen Einwanderungsministers Kevin Andrews.

Er hatte angekündigt, dass Australien künftig weniger Asylbewerber aus Afrika aufnehmen werde. "Einige Gruppen passen sich unserer Lebensart nicht so schnell an wie wir es uns wünschen würden", meinte der Minister. Er glaube, die Asylanten seien eine "Belastung" für die Bevölkerung. Vor allem in Melbourne sollen Banden, zu denen offenbar auch ein paar schwarzafrikanische Jugendliche gehören, kriminell tätig sein.

Vertreter ethnischer Organisationen werfen dem Einwanderungsminister vor, die Behauptungen nicht mit Fakten belegen zu können. Die Kommandantin der Polizei des Bundesstaates Victoria sprach für mehrere Experten, als sie erklärte, die Kriminalitätsrate unter sudanesischen Neuzuwanderern liege nicht über dem Landesdurchschnitt. Wie andere westliche Länder nahm Australien in den vergangenen Jahren vermehrt Flüchtlinge aus der Krisenregion Darfur auf. Seit 2004 hat die Regierung aber die Zahl zugunsten von Asylwerbern aus Burma reduziert.

Umso überraschender ist, dass Andrews nun eine vermeintliche Unwilligkeit oder Unfähigkeit zur Anpassung der Schwarzafrikaner als Gründe für den Entscheid anführt. Kritiker sehen in den Aussagen einen Versuch von Premier John Howard, im Vorfeld der Parlamentswahlen mit fremdenfeindlichen Parolen Stimmen gewinnen zu wollen. Das Datum für den Urnengang Ende des Jahres steht noch nicht fest. Umfragen zufolge wird die konservative Regierung die Macht an die Labor-Opposition verlieren.

2001 stand die Howard-Regierung schon einmal vor einer Niederlage. Dann verweigerte der Premier dem mit über 300 schiffbrüchigen, vorwiegend afghanischen Flüchtlingen beladenen norwegischen Frachter "Tampa" die Einfahrt in australische Gewässer. Mit der Begründung, die Asylsuchenden wollten "illegal" nach Australien kommen, und es könnten sich unter ihnen Terroristen verstecken, ließ die Regierung das Schiff stürmen. Die Flüchtlinge wurden in ein Internierungslager gesteckt. Der Appell an die Fremdenangst hat offenbar gewirkt: Nur Wochen später wurde Howard wiedergewählt. (Urs Wälterlin aus Canberra/DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2007)