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"Waterkantgate" in Kiel: Barschel 1987 bei seinem berühmten "Ehrenwort-Auftritt". 2008 wird sein Leben verfilmt.

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Die Badewanne aus dem Zimmer 317 des Genfer Hotels "Beau Rivage", in der der ehemalige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Uwe Barschel (CDU) am 11. Oktober 1987 tot aufgefunden wurde, gibt es nicht mehr. Aber Barschels Schuhe lagert Heinrich Wille immer noch in der Asservatenkammer - auch das Weinglas aus jener Nacht. "Wir haben sämtliche Spuren abgearbeitet und es gibt keine neue Spur", sagt der Lübecker Oberstaatsanwalt zum Standard, "deshalb wird der Fall auch nicht neu aufgerollt."

Dabei ist Wille, der als bester Kenner des Falles gilt, heute davon überzeugt, dass Barschel ermordet wurde und nicht Selbstmord verübte, wie zunächst viele angenommen hatten. Ein Freitod - das passte auch zur politischen Dimension der Affäre, denn der einstige Hoffnungsträger der CDU erlebte nach steilem Aufstieg einen bodenlosen Fall.

Mit 38 Jahren schon ist Barschel Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Im September 1987, als es bei der Landtagswahl gilt, die absolute Mehrheit der CDU zu verteidigen, verkündet der Spiegel einen Tag vor der Wahl, "schmutzige Tricks" zu enthüllen: Dass Barschel selbst eine Schmutzkampagne gegen den SPD-Spitzenkandidaten Björn Engholm initiiert hat, die sein Medienreferent Reiner Pfeiffer ausführte. Am 18. September gibt Barschel zunächst sein "Ehrenwort", dass er damit nichts zu tun habe, eine Woche später aber übernimmt er die Verantwortung und tritt am 2. Oktober auch als Ministerpräsident zurück.

Erst nach seinem Tod wird sein Doppelleben bekannt: Die Tablettensucht, die geheimen Reisen in die DDR, wo Barschel sich mit Stasi-Mitarbeitern traf. Er soll Waffengeschäfte in Länder organisiert haben, die mit einem Embargo belegt waren. Ein solches soll Barschel auch das Leben gekostet haben, berichtet nun der Stern. Barschel habe für ein U-Boot-Geschäft mit Südafrika Schmiergeld kassiert und als der Deal wegen einer UNO-Resolution nicht zustande kam, sterben müssen.

Dem widerspricht der Kieler Generalstaatsanwalt Erhard Rex. Der Chef von Oberstaatsanwalt Wille geht auch heute von Selbstmord aus. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2007)