Klagenfurt/Salzburg/Innsbruck - "Die Strukturänderung im Handel ist nicht aufzuhalten", sagt die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SP). Deswegen begrüße sie auch die Lösung, dass die Geschäfte an Sonntagen während der EURO geöffnet halten sollen.

Dem Handel als Jobmotor dürften keine Knüppel vor die Füße geworfen werden. "Sobald der Arbeitnehmerschutz gewährleistet ist, ist das Land Salzburg für eine großzügige Handhabung", sagte ein Sprecher Burgstallers zum Standard. Vor allem Familienbetrieben will Burgstaller mehr Möglichkeiten geben, unter anderem auch an Sonntagen nach der EURO ihre Geschäfte zu öffnen.

In Kärnten trafen sich die Sozialpartner mit Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider (BZÖ) zu einer ersten Gesprächsrunde. Der Wunsch, die Europameisterschaft als Hebel für eine generelle Liberalisierung der Sonntagsöffnung anzusetzen, besteht von keiner Seite. Dazu Haider: "Für die Spiele ja, darüber hinaus wollen wir das nicht. Schließlich sind wir eine Familienpartei."

Über diesen "Sonderzweck" hinaus sieht auch Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher (VP) keinen Bedarf an einer Lockerung der Öffnungszeiten: "Natürlich sollen die Geschäfte offen halten. Es wird keiner gezwungen, aber der Handel wird wohl selbst daran interessiert sein, an diesen Tagen gute Umsätze zu machen."

Touristischer Bedarf

Kärntens Wirtschaftskammer-Präsident Franz Pacher winkt bei einer generellen Sonntagsöffnung ab: "An den EURO-Sonntagen soll offen sein. Aber nur bis 18 Uhr."

Tirols Landeshauptmann Herwig van Staa (VP) hat seinen Wirtschaftslandesrat Hannes Bodner (VP) beauftragt, in Gespräche mit den Sozialpartnern vor Ort zu treten. Bodner will die Sonntagöffnung auf jene Orte beschränken, die während der EURO Public Viewing planen. Das werden vermutlich nicht mehr als zehn Gemeinden sein, in denen außerdem über die Tourismusregelung ohnehin schon eine Ladenöffnung am Sonntag für den touristischen Bedarf (Lebensmittel, Sportartikel und Souvenirs) erlaubt ist.

GPA-Landesgeschäftsführer Gerhard Schneider will die Sonntagsöffnung möglichst auf Innsbruck beschränken. Für die Beschäftigten seien Fragen der Kinderbetreuung und des Fahrtkostenersatzes zu regeln. Schneider bezweifelt, dass an allen vier EURO-Sonntagen eine Ladenöffnung angebracht ist, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die drei Innsbrucker EURO-Spiele alle an anderen Wochentagen stattfinden werden.

Bei den Unternehmern und ihren Kammervertretern sind die Positionen sehr unterschiedlich: Während größere Betriebe und Ketten möglichst zahlreich aufsperren wollen, stehen die kleineren auf der Bremse. (hs, mil, stein, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.10.2007)