Lugner mit einem Foto von Paris Hilton, seinem letzten Opernball-Gast, und seinen besten Freunden, den Kameras

Foto: STANDARD/Heribert Corn
Wien - Richard Lugner hasst Unordnung. Sieht er in seinem Shoppingcenter ein Papierl auf dem Boden liegen oder eine Werbetafel im Weg stehen, fackelt der bekannteste Baumeister des Landes nicht lange herum. Er nimmt die Sache selbst in die Hand - und beschwert sich lautstark darüber, dass es sonst keiner macht.

Auch in seinem Privatleben wünscht er sich geordnete Verhältnisse. Das behauptet das Selbstvermarktungstalent mit erstaunlichem Mut zur Peinlichkeit jedenfalls. "Mein größter Wunsch ist, eine Frau kennenzulernen, die eine gute Partnerin für mich und eine gute Mutter für meine Tochter ist", sagt Lugner, der am Donnerstag seinen 75. Geburtstag feiert - natürlich mit TV-Kameras und Society-Fotografen. Am Mittwoch steigt ein Lugner-Fest in Grinzing. Davor lässt er sich noch schnell vom Privatfernsehsender ATV in einer neuen Folge der Dokusoap "Mörtel sucht das Glück" potenzielle Partnerinnen vorstellen - der Großteil von ihnen halb so alt wie er.

Glück abseits der Familie

"Vielleicht ist ja eine dabei", sagt der frisch Geschiedene, der bis vor Kurzem das Leben mit seiner vierten Frau Christina "Mausi" Lugner bestritt, die gemeinsame Tochter Jacqueline ist 13 Jahre alt. In der Kuppelshow geht es Lugner aber nicht nur um's Familienglück: Mittels tiefer Einblicke in sein Privatleben schafft es Lugner, die nach ihm benannte Shoppingcity am Wiener Gürtel zu einem der bestfrequentierten Einkaufs- und Unterhaltungszentren der Stadt zu machen.

Am 11. Oktober 1932 in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus als Sohn eines Anwaltes geboren, ist für den HTL-Schüler bald klar, dass ihm ein beschauliches Leben als kleiner Angestellter zu wenig ist. Nach der Matura nimmt er einen Job beim Öl-Multi Mobil an, spart auf ein paar Schaufeln und Scheibtruhen und beginnt nebenbei, Stundenhotels zu renovieren. 1976 beauftragt der saudische Botschafter Lugners kleine Firma mit dem Bau einer Moschee in der Donaustadt. "Erst habe ich mir das nicht zugetraut", sagt Lugner, "habe die Herausforderung dann aber angenommen."

Prestigeprojekte

Eine ganze Reihe von Prestigeprojekten folgen: Hundertwasserhaus, Opec Foundation, Synagoge. 1999 wagt Lugner einen Abstecher in die Politik und schafft es bei der Bundespräsidentenwahl auf 9,9 Prozent. Bis heute ist der zum Inbegriff des Adabeis aufgestiegene Selfmademan überzeugt, dass er das Zeug zum Ersten Mann im Staate hätte. "FPÖ oder SPÖ hätten mich unterstützen sollen, dann hätte ich eine Chance gehabt."

Sein kaufmännisches Talent hielt sich dagegen zuweilen in Grenzen. Die zuletzt von seinen beiden Söhnen geführte Baufirma wurde 2003 liquidiert, die Lugner City ist im Besitz der Volksbank Leasing. Dank Privatstiftung ist Lugner dennoch kein armer Mann.

Kürzer treten will er trotz fortgeschrittenen Alters nicht. "Wieso sollte ich? Ich kenne genug Pensionisten, die krampfhaft Beschäftigung suchen. Das ist nichts für mich." (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 10.10.2007)