Bei seiner Eröffnung im Juni 1801 galt das Theater an der Wien, vormals "k. k. priv. Schauspielhaus an der Wien" und "so geräumig wie kein zweites", als modernster Theaterbau der Monarchie. Um das Publikum permanent mit Frischluft zu versorgen, hatte Architekt Franz Jäger im obersten Punkt des Zuschauerraumes - geschickt versteckt in der kleinen Laterne am Dach - einen Feuerofen angebracht. Die verbrauchte, längst erwärmte Luft, die bekanntlich aufsteigt, wurde oben verbrannt, während unten durch den entstandenen Unterdruck ständig kühle Frischluft in den Saal nachströmte.

Riesige Kubatur

Heute ist das Spiel im Hinter- und im Untergrund um ein Vielfaches komplizierter. Schwieriger wird dadurch nicht nur die technische Konzeption des Gebäudes, sondern auch seine Wartung. "Wir haben eigene Fachleute für die Lichttechnik, für die Bühnentechnik und für die Lüftungstechnik", sagt Herbert Kaminski, Haustechnik-Leiter im Festspielhaus St. Pölten. "Die Aufgaben sind so komplex, dass ein Team alleine den Überblick verlieren würde." Alleine aufgrund der großen Raumhöhen und der riesigen Kubatur, die es zu bewerkstelligen gilt, muss das Facility-Management ganz anderen Anforderungen gerecht werden als im Büro- und Verwaltungsbau.

Ein Beispiel mit Vorbildwirkung ist der Erweiterungsbau der Wiener Stadthalle, die neue Halle F. "Durch die bestehende Stadthalle hatte der Bauherr bereits Erfahrung und wusste, was sich bewährt hat und was nicht", sagt Michael Porath vom planenden Architekturbüro Dietrich Untertrifaller. "Wenn die Wünsche von Anfang an ausgesprochen sind, dann kann man in der Wartung und Reinigung eines Veranstaltungsgebäudes langfristig betrachtet viel Zeit und Geld sparen."

Statt schmaler Stege im Schnürboden, auf denen man in der Regel nur mit Balance-Akrobatik an die Mechanik herankommt, gibt es etwa ein vollflächig eingezogenes Wartungsgeschoß, das sogar über dem Zuschauerraum fortgesetzt wird. "Das mag zwar nicht wahnsinnig toll klingen, aber in der Praxis hat sich gezeigt, dass man sich selbst während der Vorstellungen unbemerkt über der Bühne und über dem Zuschauerraum aufhalten und sich um akute Ausfälle kümmern kann."

Schwierige Kalkulation

Und wie verhält es sich mit den Betriebskosten? "Die jährlichen Betriebskosten eines Theaters, einer Oper oder einer Konzerthalle zu kalkulieren ist fast ein Ding der Unmöglichkeit", sagt Wolfgang Schermann vom Wiener Ingenieursbüro Vasko+Partner. "Nicht jeden Tag gibt es eine Veranstaltung, tagsüber ist der Energieverbrauch gering, abends läuft alles auf Hochtouren, manchmal sitzen hundert Leute im Saal, manchmal tausend, und dann gibt es auch noch Sommerpausen."

Mit einer Genauigkeit wie im Büro- und Verwaltungsbau könne ein FM-Planer hier nicht dienen. Hinzu kommt, dass es in diesem Bereich weltweit nur eine beschränkte Anzahl an Referenzprojekten gibt. Nur so viel könne man sagen: "Weit über dem Stromverbrauch für das Licht liegt der Energieverbrauch für die Lüftung, denn die Luftmengen in einem Theater sind enorm." In der Halle F der Wiener Stadthalle werden in Spitzenzeiten bis zu 200.000 Kubikmeter Luft pro Stunde umgewälzt - und nach der Vorstellung dann gar nichts mehr. Schermann: "Versuchen Sie, das einmal zu berechnen!" (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.10.2007)