Linz - Angesichts der steigenden Zahl von Naturkatastrophen und den daraus resultierenden Schäden in Millionenhöhe pochen Österreichs Versicherungsunternehmen auf ein Gesamtpaket. Im Bereich Sturm liege der Versicherungsgrad bundesweit bei knapp 70 Prozent, erklärte Thomas Hlatky von der Grazer Wechselseitigen in einer Pressekonferenz anlässlich der Herbstveranstaltung des Institutes für Versicherungswirtschaft der Kepler Universität am Mittwoch in Linz. Bei Erdbeben und Hochwasser berichtete er hingegen von 12 bis 13 Prozent und damit von einem "Zustand wie in einem Entwicklungsland".

Österreich sei Naturkatastrophen aufgrund seiner Topographie besonders ausgesetzt, erläuterte Franz Sinabell vom WIFO. Um Potenziale besser erkennen und einschätzen zu können, wurde das Zonierungssystem HORA entwickelt. Mit dem Programm, das exakte Luftbilder liefere, würden Gefährdungslagen "postadressengenau" dreidimensional dargestellt, so Hlatky. Mögliche Schadenszenarien könnten simuliert werden.

Wolfgang Weidl, Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung, forderte eine "praktische Gesamtversicherung" mit einem fixen, mehrere Katastrophen umfassenden Leistungsbündel und leistbaren Prämien. Ein mögliches Modell sei auch eine Pflichtversicherung, wie es sie bereits in der Schweiz gebe, so Sinabell. Man werde nicht umhin kommen, Selbstbehalte einzuführen, betonte Anton Bauer von Swiss Re Germany: "Wir müssen weg von dieser Vollkasko-Mentalität." Die Höhe des Selbstbehalts würde sich nach den jeweiligen Naturkatastrophen und der Gefährdung der verschiedenen Zonen richten.

Eine gangbare Lösung werde erst dann realisiert, wenn Österreich vom nächsten Hochwasser heimgesucht werde, sagte Hlatky. Die Versicherer wiesen darauf hin, dass auch Präventivmaßnahmen nicht vernachlässigt werden dürften. Die bisherige Hilfe der öffentlichen Hand durch den Katastrophenfonds stößt nach Ansicht der Experten jedenfalls an ihre finanziellen Grenzen.(APA)