24 Studenten waren dennoch bereit, dies zu tun: Sie nahmen am berühmten Stanford-Prison-Experiment teil. Der Psychologe Philip Zimbardo wollte 1971 zeigen, wie Menschen sich in von außen auferlegten sozialen Rollen verhalten. Was bei diesem psychologischen Experiment, das nach immensen Eskalationen am sechsten Tag abgebrochen wurde, geschah, ist textlich überliefert. Die entsprechenden bewegten wie bewegenden Videobilder liefert der polnische Künstler Artur Zmijewski, der die Arbeit "Repetition" für den polnischen Pavillon der Biennale 2005 realisierte. Auch bei ihm musste das Experiment, bei dem die Wärter ebenfalls - ins Sadistische abdriftende - eigene Reglements ausarbeiten durften, frühzeitig abgebrochen werden.
Zmijewskis Arbeit dokumentiert auf sehr drastische Art und Weise das Übertreten humaner Grenzen und ist damit ein Beispiel für die Vielfalt der Zugänge in der Innsbrucker Ausstellung "There is no border".
Auch in weiteren Arbeiten wird das Gefängnis als Ort verschiedenster Grenzziehungen thematisiert: Eva Würdingers "Jugendgericht" dokumentiert auf Fotos die Kritzeleien und Zeichnungen auf den Zellenwänden: "Belege" für die begrenzte Zukunft und Perspektivlosigkeit der inhaftierten Jugendlichen. Walter Niedermayer und Marina Ballo Charmet begleiteten untypische "Freigänger", Kinder unter drei Jahren, die mit ihren Müttern im Gefängnis leben, und Gülsün Karamustafa fängt in Interviews die realen und virtuellen Mauern während der türkischen Militärregierung ein.