Der Eklat um den Ausschluss von Eva Hermann aus Johannes B. Kerners Talkshow hat auch eine medienpädagogische Seite: Ganz selten geschieht es nämlich im dauerberieselnden Flow der Fernsehbilder mittlerweile, dass ein Moment entsteht, an dem es einfach nicht mehr weitergeht. Und ein Format an seine Grenzen stößt.

Bezeichnenderweise drückte der Moderator nicht aus freien Stücken auf die Stopptaste. Kerner glaubte, der diskursive Raum seiner Sendung sei flexibel genug, um den zu Recht kritisierten Aussagen von Hermann im lockeren Gespräch etwas entgegenhalten zu können. Zur Not gab es ja noch den Historiker Wolfgang Wippermann in Reihe eins, das Organ der Vernunft, auf das man bei Klärungsbedarf zugreifen konnte.

Hermann aber ließ nicht locker, relativierte ihre Ansichten nicht und verweigerte sich der Autorität des Wissenschafters. Sie bestimmte damit die Dynamik des Gesprächs - zumal in einer Runde von Nichtexperten, die ihren Vergleichen fast nur mit Empörung kontern konnten. Schließlich vermochten sich die drei anderen Gäste - Senta Berger, Margarethe Schreinemakers und Mario Barth - nicht mehr anders zu helfen, als mit Abbruch zu drohen. Sie zeigten damit Kerner erst auf, dass die ganze Disposition seiner Sendung diese Auseinandersetzung nicht zuließ. Er musste also handeln, damit der Flow weitergeht. (kam/DER STANDARD; Printausgabe, 11.10.2007)