Rom - In Italien wird am Sonntag offiziell die Demokratische Partei (PD) aus der Taufe gehoben, die aus der Fusion der beiden stärksten Gruppierungen der Mitte-Links-Koalition um Ministerpräsident Romano Prodi entsteht. Zur PD fusionieren sich die italienischen Linksdemokraten (DS), die stärkste Partei im Mitte-Links-Bündnis, und die gemäßigte Sammelbewegung Margherita. Damit beginnt eine neue Phase in der Geschichte der 1991 aus der Auflösung der Kommunistischen Partei (PCI) hervorgegangenen Gruppierung. Der Demokratische Partei wird den Kern von Prodis Mitte-Links-Bündnis bilden.

Vorwahlen

Am Sonntag sind erstmals in Italien Vorwahlen zur Bestimmung eines Parteichefs geplant. Die Italiener können den Parteivorsitzenden sowie die Mitglieder der nationalen und regionalen verfassungsgebenden Versammlung wählen. In den 475 Wahlkreisen, in die Italien geteilt wird, wurden 2.000 Listen vorgestellt. Circa 35.000 Personen werben um einen Sitz in einer der beiden Versammlungen.

Zur Verfügung stehen 12.000 Sitze, einer für jede größere italienische Gemeinde. 70.000 ehrenamtliche Helfer werden bei den Vorwahlen zum Einsatz kommen. An ihnen können sich EU-Bürger sowie Ausländer über 16 Jahre mit Aufenthaltsgenehmigung in Italien beteiligen. Im Ausland lebende Italiener können online wählen. Abgestimmt wird am Sonntag von 7.00 bis 20.00 Uhr.

Veltroni Favorit

Favorit im Kampf um den Chefsessel der PD ist der 50-jährige Bürgermeister Roms, Walter Veltroni. Der Linksdemokrat, der bei den nächsten Wahlen Prodi als Chef der Mitte-Links-Koalition ablösen könnte, liegt laut Umfragen mit rund zwei Drittel der Stimmen klar in Führung. Seine gefährlichste Rivalin ist Familienministerin Rosy Bindi.

Der 41-jährige Staatssekretär Enrico Letta, der bisher in den Umfragen hinterher hinkt, setzt vor allem auf sein relativ junges Alter: "Ohne meine Liste würde das Durchschnittsalter der PD bei 60 liegen", sagte er. Dem Journalisten Mario Adinolfi, der sich vor allem als Blogger einen Namen gemacht hat, und Pier Giorgio Gawronski, der in internationalen Organisationen in Menschenrechtsfragen Karriere machen konnte, werden dagegen wenig Chancen eingeräumt.

Dem neuen PD-Chef steht keine einfache Aufgabe bevor. Er muss zur Konsolidierung der Mitte-Links-Allianz beitragen, die sich laut jüngsten Umfragen auf Talfahrt befindet. Im Falle einer sofortigen Neuwahl würde Silvio Berlusconis oppositionelles Haus der Freiheiten in der Kammer haushoch gewinnen, geht aus einer Umfrage hervor. Im Senat hätte Berlusconi 19 bis 27 Abgeordnete mehr als das Mitte-Links-Bündnis. (APA)