Kartellermittler haben große Speditionen in Europa und in den USA wegen des Verdachts auf wettbewerbswidrige Absprachen durchsucht. Ziel der Razzien waren der zur Deutschen Bahn gehörende Spediteur Schenker sowie die Schweizer Firmen Kühne + Nagel und Panalpina, wie die Unternehmen bestätigten. Deren Niederlassungen in Österreich waren laut Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) von den Razzien nicht betroffen.

Die Deutsche Post und ihre Expresstochter DHL erklärten, sie seien von den Wettbewerbshütern kontaktiert worden. Kreisen zufolge wurden die Büros des Konzerns aber nicht von den Kartellwächtern aufgesucht. Die US-Konzerne FedEx und United Parcel Service wollten sich nicht äußern. Ein EU-Sprecher sagte lediglich, die Ermittlungen stünden im Zusammenhang mit einer Kartelluntersuchung.

Untersuchungen bei Luftfahrtunternehmen

Die Aktion hänge mit den laufenden Untersuchungen bei Luftfahrtunternehmen zusammen, bei denen es um Treibstoffzuschläge geht, teilte dagegen die Schweizer Wettbewerbskommission mit. Die Fluggesellschaften erheben diese Zuschläge von den Speditionen, die sich das Geld in der Regel von ihren Kunden zurückholen. Nach Angaben der Behörde besteht der Verdacht, dass die Logistikunternehmen sich über die Weitergabe der Zuschläge abgesprochen haben. Die Frachtsparte der Deutschen Lufthansa ist nach Unternehmensangaben nicht von den Ermittlungen betroffen.

"Es ist bei Schenker in Essen, Südafrika, in der Schweiz und in den USA durchsucht worden", sagte ein Sprecher der Bahn-Tochter. Am Essener Firmensitz seien am Mittwoch Vertreter des Bundeskartellamtes und der EU-Kommission vorstellig geworden. Begründet hätten sie die Durchsuchungen mit einem "Nachprüfungsauftrag".

Luft- und Seefracht betroffen

Ein Sprecher von Panalpina bestätigte, dass es vor allem um Luft- und Seefracht gehe. "Für uns ist die Sache schleierhaft. Den Aufwand finden wir absolut übertrieben", ergänzte er. Das Unternehmen habe nicht gegen die Grundsätze des freien Markts verstoßen, sondern handele die Zuschläge mit seinen Kunden einzeln aus. Auch der Schweizer Logistikkonzern Kühne + Nagel betonte, keine Kenntnisse von Verstößen zu haben und sagte seine volle Kooperation zu. Die eingeleiteten Maßnahmen seien überzogen. Für Österreich und die von der Alpenrepublik betreute Region Südosteuropa wies der regionale Kühne + Nagel-Chef Friedrich Macher die Vorwürfe im Gespräch mit der APA entschieden zurück.

An der Schweizer Börse rutschten die Kurse von Kühne + Nagel und von Panalpina kräftig ins Minus. "Kühne kommt jetzt wahrscheinlich unter Druck, da sein makelloser Ruf ins Zwielicht gerät", sagte ein Analyst von Bear Stearns. (APA)