"Wir haben schon länger nach China geschielt, weil unsere Kunden mit Fertigungsstätten auf diesen Markt gegangen sind. Durch den Kauf der IMG waren wir schlagartig mit knapp 200 Mitarbeitern in Asien vertreten", erklärte S&T-Chef Christian Rosner gestern, Mittwochabend, vor Journalisten in Wien. Bei den mit übernommenen US-Niederlassungen der IMG sei hingegen von Anfang an klar gewesen, dass man sich rasch davon trennen werde - was durch ein Management-Buyout inzwischen auch geschehen ist.
In Asien schlägt S&T nun eine offensivere Strategie ein: "Wir gehen mit den europäischen Firmen nach China und den japanischen Unternehmen nach Europa", so Rosner. Rund sieben Prozent des Umsatzes werden derzeit in Asien erzielt, in den kommenden drei Jahren soll sich dieser Anteil verdoppeln. In Richtung Asien drängen laut den Angaben vor allem die Fertigungsindustrie und der Einzelhandel, nach Europa zieht es japanische Firmen aus den Branchen Automotive und Elektronik.
In Japan, wo der IT-Markt heuer ein Volumen von rund 73 Mrd. Euro erreichen soll, arbeiten derzeit 133 Mitarbeiter in vier Niederlassungen (Tokio, Osaka, Nagoya und Fukuoka). Neben organischem Wachstum seien auch Zukäufe interessant, da es noch keine Konsolidierung unter den Anbietern gegeben habe. Hier will S&T mitmischen: "Aktuell ist keine Akquisition geplant, aber wir könnten den Stein ins Rollen bringen. Vor wenigen Tagen wurde ein Suchbefehl für Zukäufe, die in den kommenden eineinhalb Jahren stattfinden könnten, ausgegeben", sagte Rosner.
In China beschäftigt S&T derzeit mehr als 30 Mitarbeiter in drei Niederlassungen (Shanghai, Guangzhou, Peking). Allerdings würden aufgrund des starken Wachstums fünf bis zehn Personen pro Monat neu aufgenommen. Als Kunden gewonnen wurden auch Tochterunternehmen europäischer Konzerne, wie beispielsweise der heimische Anlagenbauer Andritz. Der chinesische IT-Markt soll heuer auf 25 Mrd. Euro anwachsen, bis 2009 werde mit einer weiteren Verdoppelung gerechnet. Auch in China biete S&T vor allem Beratung und Dienstleistungen an, da man den Anteil des klassischen Infrastrukturgeschäfts reduzieren wolle.
Gute Entwicklung
Die Geschäftsentwicklung von S&T laufe zu 80 Prozent "super", zu zehn Prozent "na ja" - damit sind die Schwierigkeiten in Ungarn gemeint - und zu weiteren zehn Prozent so, dass man "reagieren musste". Letzteres bezieht sich auf den russischen Markt, wo S&T "jahrelang eine falsche Strategie verfolgt hat". Nachdem das Hardware-Geschäft nach einer Restrukturierung fast vollständig gestoppt wurde, entwickle sich der Servicebereich nun aber sehr gut. In Ungarn hätten die politischen Veränderungen zu "Schwierigkeiten im Governmental-Geschäft" geführt.
Angesprochen auf den kräftigen Einbruch beim Halbjahresergebnis erklärte Rosner: "Wenn man sich am Markt positionieren und stark wachsen will, hat das Auswirkungen. Gleichzeitig zu expandieren und eine Profitabilitätsexplosion herbeizuführen, ist unmöglich." Wenn bis 2010 die Phase des "extremen Wachstums" abgeschlossen sei, könnte man sich wieder verstärkt der Profitabilität widmen. Eine Dividende würde Rosner derzeit nur sehr ungern zahlen, allerdings "haben da ja auch die Aktionäre etwas mitzureden".