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Foto: Reuters/Doherty
Zürich - Burgfriede beim Schweizer Industriekonzern Sulzer: Die Konzernleitung und Großaktionär Viktor Vekselberg haben ihren Streit um Macht und Mitsprache beigelegt. Beide Seiten haben Federn lassen müssen. Die von Vekselbergs Renova gehaltenen Anteile werden direkt ins Aktienregister eingetragen, wie Sulzer heute, Donnerstag, mitteilte. Dafür hatte sich zuletzt sogar die russische Regierung eingesetzt. Im Gegenzug verspricht der russische Milliardär Vekselberg Sulzer vorerst die Unabhängigkeit.

Vekselbergs Anlagevehikel Renova erklärt sich in einer formellen Vereinbarung bereit, bis Ende Mai 2009 ihren Sulzer-Anteil nicht über 33 Prozent zu erhöhen. Damit werde für alle Interessengruppen Klarheit geschaffen, sagte Sulzer-Verwaltungsratspräsident Ulf Berg in einer Telefonkonferenz.

Über die Eintragung und Vekselbergs Absichten lagen sich die beiden Parteien zuvor wochenlang in den Haaren. Renova werde die amtierenden Mitglieder des Verwaltungsrats unterstützen, heißt es nun. Sie will aber auch mitreden. Das Aufsichtsgremium wird um zwei Mitglieder auf acht vergrößert. Die zwei zusätzlichen Kandidaten werden von Renova vorgeschlagen. Einer der beiden Kandidaten wird Renova-Investmentchef Vladimir Kuznetsov sein. Die zweite Kandidatur ist noch offen. Vekselberg selber stellt sich nicht zur Verfügung.

Strategischer Investor

Ohne Einvernehmen mit dem Sulzer-Verwaltungsrat werde Renova keine Fusion oder andere Form des Zusammenschlusses zwischen Sulzer und OC Oerlikon anstreben. Sulzer und Oerlikon hätten eine "kleine Überlappung" in der Oberflächentechnologie, sagte Berg. Da Renova auch an der OC Oerlikon beteiligt sei, wolle man Klarheit schaffen.

Vekselberg erklärte, Renova sei ein strategischer Investor mit "dem starken Willen, zu Sulzers Wachstumspotenzial beizutragen". Renova könne Sulzer in der Expansion im russischen Markt unterstützen, sagte Kuznetsov. Der russische Milliardär Vekselberg hält gemäß den jüngsten Angaben (über die zu 100 Prozent von Renova kontrollierte Beteiligungsgesellschaft Everest) 21 Prozent der Sulzer-Namenaktien sowie Call-Optionen, die zum Erwerb von weiteren 10,4 Prozent berechtigen.

Im April hatte Everest - damals je zur Hälfte von Vekselberg und der Beteiligungsgesellschaft Victory der österreichischen Investoren Ronny Pecik und Georg Stumpf kontrolliert - von einem Tag auf den anderen einen Anteil von fast einem Drittel an Sulzer erworben.

Bankenkommission beschäftigt

Wie diese Beteiligung aufgebaut werden konnte, ohne das Überschreiten der Schwellen von fünf, zehn und zwanzig Prozent zu kommunizieren, beschäftigt seither die Eidgenössische Bankenkommission (EBK). Die Aufsichtsbehörde untersucht, ob Meldepflichten verletzt wurden.

Im August erwarb Vekselberg von Pecik und Stumpf deren 50-prozentigen Anteil von Victory an Everest und übernahm somit die alleinige Kontrolle über die Sulzer-Beteiligung. In den Machtkampf hatte sich sogar die russische Regierung eingeschaltet. Sie machte sich in einem Brief an die Schweizer Bundesrätin Doris Leuthard für die Interessen des Milliardärs und Sulzer-Großaktionärs Vekselberg stark.

Die russische Regierung drohte mit Maßnahmen gegen Schweizer Unternehmen in Russland, sollte Vekselberg nicht als Sulzer-Aktionär akzeptiert werden. Das aber habe bei der Einigung "in keiner Art und Weise" mitgespielt, sagte Berg am Donnerstag. (APA)