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Grafik: APA
Wien - Die österreichische Land- und Nahrungsmittelwirtschaft hat auch im ersten Halbjahr 2007 beim Export deutlich zugelegt. Nach dem Rekordvolumen von 6,65 Mrd. Euro 2006 habe sich der positive Trend auch in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres mit 3,48 Mrd. Euro Exportumsatz fortgesetzt. Dies entspreche einem Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilten der Lebensmittelverband und die Agrarmarkt Austria (AMA) Marketing am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der weltgrößten Lebensmittel-Fachmesse Anuga (13. bis 17. Oktober) in Köln mit.

Mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent sind die Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie "Schrittmacher" der heimischen Agrarexporte, betonte Verbands-Geschäftsführer Michael Blass. Das Exportvolumen lag im Jahr 2006 bei 4,1 Mrd. Euro, um 9,9 Prozent mehr als 2005. Davon gingen bereits 1,5 Mrd. Euro in den kompetitivsten Markt, in die EU-Drittstaaten. Insgesamt sind Lebensmittel "made in Austria" auf 160 Exportmärkten zu finden, wobei ein Drittel der Exporte nach Deutschland geht.

Rindfleisch-Export nahe Alltimehigh

Käse bleibt das österreichische agrarische Starprodukt. Deutlich zugelegt haben auch - auf hohem Niveau - Milch und Milchprodukte mit einem Halbjahres-Plus von 8,5 Prozent. In diesem Segment wird doppelt so viel exportiert wie importiert. Besonders erfolgreich ist dabei Rohmilch, fermentierte Milch, Molke (+57 Prozent) und Butter. Der enorme "Milchfluss" aus Polen nach Österreich wurde in den vergangenen Monaten erstmals gestoppt. Rindfleisch steuert auf ein All Time High im Export zu: Österreich exportiert fast fünf Mal so viel Rindfleisch in die EU-15 wie es importiert.

Bei den Verarbeitungserzeugnissen zählen Energy-Drinks, Limonaden und Eistees, österreichische Süßwaren sowie Feinbackwaren und Spezialitäten aus der Mehlspeisküche zu den Exportkaisern. "Megathema" im Export sei Gesundheit und Ernährung, was den heimischen Exporteuren Orientierung gebe, so Blass. Während die Dollar-Schwäche in der Lebensmittelindustrie noch kaum zu spüren sei, mache die Verteuerung der Rohstoffe teilweise im zwei- bis dreistelligen Prozentbereich der Industrie umso mehr zu schaffen, sagte Blass.

Großes Potenzial in Südosteuropa

Aufgrund der guten Positionierung der heimischen Agrar- und Nahrungsmittelprodukte sowie der global steigenden Kaufkraft sehen AMA und Lebensmittel-Fachverband nach wie vor große Chancen für Austro-Food. Deutschland und Italien seien zwar mit Abstand die größten Handelspartner, Potenzial gebe es aber vor allem noch in den Exportmärkten Südosteuropas, wo die Exporte im Halbjahr um 8,4 Prozent auf 470 Mio. Euro zulegten.

Gefragt seien dort Fleisch und Fleischzubereitungen aus Österreich. Aber auch im Milchbereich seien deutliche Veränderungen zu bemerken: einem Exportplus von 43 Prozent aus Österreich in die neuen EU-Staaten stehe nahezu ein Null-Wachstum bei den Importen gegenüber. Der Warenfluss aus Polen und Tschechien habe sich eingebremst, hieß es bei der Pressekonferenz am Donnerstag.

"Salami-Land Ungarn"

Rund ein Viertel aller Ost-Exporte aus Österreich geht nach Ungarn. Beachtlich erscheint, dass ausgerechnet in das "Salami-Land Ungarn" österreichische Fleischzubereitungen mit einem Plus von 47,8 Prozent zu Buche schlagen. Ähnlich entwickelt sich dieses Segment in Tschechien (+45 Prozent). Noch beliebter sind dort nur mehr österreichische Milch (+95,2 Prozent) und Käse (+ 19,3 Prozent). Der polnische Handel hingegen ist eher Richtung Deutschland orientiert. Österreich spielt dort eine eher untergeordnete Rolle.

Der Export in die zwölf neuen EU-Länder entwickelt sich - von einem niedrigerem Niveau ausgehend - mit plus 8,4 Prozent besser als in die alten 15 EU-Ländern (+7,4 Prozent), dort allerdings von sehr hohem Vorjahresniveau startend. Seit 1995 haben sich die Exporte in die "alte" EU aber dennoch vervierfacht.

Österreichs wichtigster Agrarhandelspartner ist und bleibt Deutschland. Auf sehr hohem Niveau sind die Exporte im ersten Halbjahr 2007 um weitere 5,6 Prozent gestiegen. Österreich exportierte in diesem Zeitraum Waren im Wert von 1,06 Mrd. Euro nach Deutschland, wobei vor allem Fleisch sowie Milch und Milchprodukte inkl. Käse gefragt sind. Vor allem Butter hat um 86,1 Prozent zugelegt.

Den Exporten von 3,42 Mrd. Euro standen im ersten Halbjahr 2007 Importe von 3,48 Mrd. Euro gegenüber (+6,7 Prozent). Die Agrarbilanz ist damit fast ausgeglichen.

"Everybody's Darling"

"Österreich entwickelt sich am Weltmarkt zunehmend zu "Everybody's Darling", zeigte sich Stephan Mikinovic, Geschäftsführer der AMA Marketing zufrieden. "Insgesamt ist unser Land bei aller flächenmäßigen Kleinheit eine Weltmacht für Qualität, Frische und Innovationskraft geworden. Dadurch ist unsere Exportleistung insgesamt zu einer ernst zunehmenden und ernst genommenen Größe am Weltmarkt geworden, die weit über der durchschnittlichen Marktentwicklung vieler Länder liegt", so Mikinovic, der diesen Erfolg auch auf das Image der Österreicher zurückführt: "Während der Engländer handelt, der Franzose redet und der Deutsche denkt, genießt der Österreicher."

Die Anuga gilt als bedeutendste internationale Fachmesse für die österreichische Lebensmittelindustrie. Heuer beteiligen sich 116 österreichische Unternehmen der Lebensmittelindustrie an der Anuga Köln 2007. Insgesamt präsentieren weit über 6.000 Anbieter aus 95 Nationen ihre Produkte und es werden 160.000 Besucher aus 160 Ländern erwartet.

Das Produktangebot der österreichischen Unternehmen umfasst Agrarprodukte (Nüsse, Trockenfrüchte, Frischobst, Fruchtkonzentrate), Kaffee, glutenfreies Gebäck, Süßwaren, Fertiggerichte, Fleisch- und Wurstspezialitäten aus Österreich, "Fun-Getränke" (BellyWasher), Wellnessgetränke, Energy Drinks und Bioprodukte. Weiters Kürbiskernöl, Gewürze, Salzgebäck und Snacks, Konfitüre, Gemüsespezialitäten, Nahrungsmittelergänzung, Müsli, Bonbons & Fruchtgummi aus Bio-Qualität, Essige, Schokolade, Wein und Spirituosen, Bio-Fruchtsäfte sowie unbehandeltes Alpenquellwasser. (APA)