Investor Martin Schlaff, "ein wichtiger Kunde der Bawag", verließ seine Hausbank im vorigen Frühjahr, "weil alle so beschäftigt waren".

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Wien – Martin Schlaff war, das bestätigen alle Angeklagten, ein "Generaldirektorskunde". Der 54-jährige Unternehmer, dessen Vater in Wien das Holz- und Zellulose-Handelsunternehmen Placzek gegründet hatte, war und ist ein "sehr wichtiger Kunde" der Bank. Die Geschäftsbeziehungen haben sich im Lauf der Jahrzehnte gewandelt. Früher war die Bawag Hausbank des lange profitablen Unternehmens Placzek. Zuletzt war es Placzek schlecht gegangen, Schlaffs Gesellschaft Tagnix hatte Sägewerke in der Ukraine gekauft, wurde laut Bank "schwer defizitär" und 2005 verkauft, "das Bawag-Obligo war damit abgedeckt". In den vergangenen Jahren machte Schlaff auch Akquisitionsgeschäfte mit der Bank.

Einen tiefen Knacks bekamen die Beziehungen im Vorjahr, nachdem die Refco-Kredit-Krise die Bawag an den Rand des Absturzes gebracht hatte: Mittendrin, als die Kunden Schlange standen, um ihr Erspartes abzuholen, zog auch Schlaff seine Konten von der damaligen Gewerkschaftsbank ab. Er hatte, so beteuerte er am Donnerstag, von den Verlusten aus den Flöttl-Geschäften zuvor nicht gewusst: "Im Gegenteil, Herr Elsner hat Flöttl früher in den höchsten Tönen gelobt, hat von ihm gesprochen wie von einem Wunderwuzzi."

Er selbst sei "am Ende auch zum Handkuss gekommen", meinte er. Denn: Im Frühling des Vorjahres verhandelte er mit der serbischen Regierung um den Kauf des serbischen Mobilfunkanbieters Mobitel. "Mitten drin hat die Bawag nicht mehr funktioniert, alle waren so beschäftigt, liefen nach New York, um dort mit Refco zu verhandeln. Es war für mich ein ziemlicher Stress, in der laufenden Transaktion die Bank zu wechseln. Das ist, wie mitten im Pferderennen das Pferd zu wechseln."

Besser war der Bawag-Schlaff-Deal mit der bulgarischen Mobiltel gelaufen, die mit einem Zwischenstopp bei Bawag und Schlaff-Investorengruppe Ende 2004 bei der Telekom Austria gelandet war. Beim ersten (um 700 Mio. Euro billigeren) Kaufversuch war die TA gescheitert. In dieser Causa ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue gegen unbekannte Täter.

Ein guter Bekannter Schlaffs dagegen war es, bei dem eine der Provisionen landete, die das Gericht jetzt beschäftigen. Schlaff rechnet die Stiftung Galonia seinem Geschäftsfreund Konrad Ackermann zu. Er war zu Zeiten der Berliner Mauer, als Schlaff Osthändler war, sein Partner gewesen. Nach der Wiedervereinigung hatte die deutsche Justiz Schlaff und Ackermann Scheingeschäfte mit der DDR vorgeworfen, Schlaff konnte alle Vorwürfe entkräften. Schlaff und Ackermann (Konrad Paul und Konrad Georg) sind immer noch verbunden: Konrad Georg ist im Vorstand der Wiener LHU Privatstiftung, die von Schlaffs Bruder Jam eingerichtet wurde. Von der Galonia flossen 2002 auch Gelder über die Bawag zu Cyril Kern, der laut israelischer Justiz Ex-Premier Ariel Sharon unerlaubterweise finanziert haben soll. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.10.2007)