Günter Kerblers Conwert verabschiedet sich vom externen Management und gibt für den Ankauf viel Geld aus.

Foto: Standard/Regine Hendrich
Günter Kerbler hält den Preis von 216 Millionen Euro, den Conwert für den Ankauf externer Gesellschaften ausgibt, für gerecht. Im Gespräch mit Claudia Ruff begründet er auch den geplanten Kauf eigener Aktien.

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STANDARD: Wieviel eigene Aktien werden Sie und Ihre Mitgesellschafter nach dem O.K. der Hauptversammlung kaufen?

Kerbler: Derzeit stehen zwei Varianten zum Aktienkauf zur Diskussion, wir reden derzeit noch mit der Übernahmekommission, welche die bessere ist. Variante eins: Bis zu zehn Prozent des Aktienkapitals – wer immer sich meldet – werden zurückgenommen. Wenn es unter zehn Prozent sind werden wir danach vom Markt zukaufen. Wenn es über zehn Prozent sind, wird entsprechend gekürzt.

Variante zwei: Wir nehmen von allen, die sich melden, zehn Prozent des Aktienbestandes zurück. Die Übernahmekommission knüpfte daran die Bedingung, dass das Verkaufsrecht zu 15 Euro ähnlich einem Bezugsrecht handelbar gemacht wird.

STANDARD: Können Sie ausschließen, dass Sie, Ihre Mitgesellschafter oder Ihnen nahe stehende Stiftungen der Conwert dabei Aktien anbieten, die Sie im Zuge der jüngsten Kursrückgänge billig gekauft haben und nun teuer wieder verkaufen?

Kerbler: Das kann ich absolut ausschließen. Die Conwert ist unser Lebenswerk. Ich werde meinen Conwert-Anteil von derzeit vier auf rund zehn Prozent erhöhen. Mein Kollege Johann Kowar stockt seinen Anteil auch auf. In Summe werden wir mit den anderen Gesellschaftern zwischen 15 und 20 Prozent halten. Im übrigen: Ich habe im Juni dieses Jahres um 15 Euro gekauft und jetzt ist der Kurs bei knapp über 13 Euro. Mit ein Grund für den Ankauf: Ich will die Aktie lombardieren können.

STANDARD: Wie wird gewährleistet, dass alle Aktionäre von dem Rückkauf profitieren?

Kerbler: Die Übernahmekommission tendiert eher zu zweiten Variante, dass jeder bis zu zehn Prozent seines Aktienbestandes verkaufen kann. Bei de Privaten bestünde nämlich – so die Übernahmekommission – die Gefahr, dass sie die Aktion "verschlafen".

STANDARD: Warum lassen Sie sich auch einen generellen Aktienrückkauf genehmigen?

Kerbler: Wenn der Kurs auf elf Euro fällt, wäre das für die Gesellschaft ein tolles Geschäft. Man kann die eigenen Aktien auch als Zahlungsmittel verwenden.

STANDARD: Welche Erträge haben denn die Gesellschaften, die Sie in die Conwert hineinkaufen, in den letzten Jahren erzielt. Und welche Grundannahmen gibt es für den Rückkauf?

Kerbler: Die Managementgesellschaft hat die ersten drei Jahre nur Geld gekostet. Ab 2005 eigenes verdient. Wir verkaufen sie der Conwert mit dem 5,5-fachen ihres Jahresergebnisses. Das sind 16 bis 18 Mio. Euro. Alle anderen Gesellschaften werden im Schnitt mit dem 6,1-fachen eines Jahresgewinns an die Conwert verkauft. Heuer werden die Gesellschaften einen Gewinn nach Steuern von rund 35 Mio. Euro erzielen. Bei der Conwert und der Eco wurde der erwartete Gewinn der nächsten elf Jahre kapitalisiert. Davon dann 25 Prozent abgezogen. Bei der Servicegesellschaft Resag (gehört überwiegend der Privat Bank) und Alt & Kelber gingen wir von einer unbegrenzten Unternehmensdauer aus.

STANDARD: Mit welchem Zinssatz wurde kapitalisiert?

Kerbler: Wir rechneten mit zwölf Prozent Diskontierungszinssatz. STANDARD: Das ergab den zu _beschließenden Rückkaufswert von 216 Mio. Euro?

Kerbler: Ja. Zu berücksichtigen ist, dass nahezu 60 Prozent Fremdumsätze (Hausverwaltung, Versicherungsmakler, Bauträger sowie deutsche Servicegesellschaften) sind. Nur Conwert und Eco Management sind Eigenumsätze. Von den 216 Mio. Euro gehen 37,5 Mio. für die Bank weg. Bleiben 180 Mio., davon müssen 30 Prozent Steuer abgezogen werden, weil das der durchschnittliche Steuersatz ist. Bleiben 123 Mio. Euro. Wir müssen selber vier bis fünf Mio. einzahlen, um auf zehn Prozent zu kommen. Wenn ich mit dem Paket an die Börse gehe, bekomme ich das Doppelte.

STANDARD: Sie zahlen dann eine Dividende aus den laufenden Mieteinnahmen? Kerbler: Nein. Die Gewinne der Servicegesellschaften sollen eine Dividendenausschüttung ermöglichen. Ziel sind 2,5 bis drei Prozent. Wir werden das Geschäftsmodell Conwert beibehalten, aber die Umschlaghäufigkeit der Immo-Bestände erhöhen. Wir werden die Immobilien also nicht alle zehn, sondern bereits alle sieben Jahre verkaufen. Grundsätzlich: Die Gewinne, die aus Immobilien, aus Mieterträgen und Verkäufen erwirtschaftet werden, werden wieder investiert.

STANDARD: Wurde bei den Unternehmenskäufen auch ein fiktiver Firmenwert verkauft?

Kerbler: Nein. Wir zahlen nichts für eine Marke. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.10.2007)