"Nie habe ich es für möglich gehalten", sagt Hannelore Brauchart, "dass man uns diesem sicheren Tod aussetzt." Hannelore Brauchart war an jenem 13. Oktober 1977 Chefstewardess auf der "Landshut".

Die traumatischen Ereignisse seien auch 30 Jahre danach noch "sehr nahe", sagt Brauchart im Gespräch mit dem Standard. Fünf Tage lang, exakte 108 Stunden, "haben wir den Kopf hingehalten, um die Nichterpressbarkeit der deutschen demokratischen Ordnung zu demonstrieren. Ohne unsere Einwilligung".

Es sei in diesen fünf Tagen sogar eine Gesprächsbeziehung zu den Terroristen entstanden. Brauchart: "Sie haben uns ihre Situation sehr ordentlich erklärt. Mit den Überfällen auf Palästina, den Hinrichtungen und Ermordungen.

"Das war herb"

Eine "glänzende Arbeit" sei sie dann zwar gewesen, die Befreiung, "es hätte aber auch anders ausgehen können". Brauchart: "Man rechnete mit einem totalen Blutbad. Das hab ich schriftlich vom Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Das steht in seinem Buch, das ich dann auch noch geschenkt bekam. Das war herb."

Nach der Befreiung dann diese Leere. Keine Hilfe, nichts. Brauchart: "Es hat uns niemand geholfen. Die Lufthansa hat zwar Psychiater auf uns losgelassen, aber nicht damit sie uns helfen, sondern damit sie Langzeitstudien machen können", erinnert sich die Grazerin, die kurz danach ihren Job bei der Lufthansa quittierte und in die steirische Landesregierung wechselte.

"Der zweite Albtraum"

Und noch etwas grabe bis heute in ihr. Brauchart: "Die Presse war damals rücksichtslos. Ich hätte mir eine Internierung in einem Sanatorium gewünscht, wo andere Leute lieb zu einem sind und man wieder zu sich finden kann. Wir aber wurden nicht einmal abgeschirmt. Ich konnte nicht nach Hause, weil es von Reportern umlagert war. Es war der zweite Albtraum. Ich fand bei einer Freundin Unterschlupf. Sie hat mir was zum Anziehen gegeben, eine Zahnbürste, ein heißes Bad und einen Whiskey. (Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe 12.10.2007)