Die weltweit größten Sport-Events – Fußball-Weltmeisterschaften und Olympische Spiele – sind am Zertifikate-Markt ein Nischen-Thema. Einige Emittenten nutzen die medialen Sport-Highlights für Produkte, die in Zusammenhang mit den sportlichen Großereignissen stehen. Wir sagen Ihnen, ob sich die sportlichen Wettkämpfe tatsächlich in „bare Münze“ für die Anleger umwandeln lassen oder ob es sich bei den Produkten „nur“ um clevere Marketing-Aktionen handelt.

Fußball – des Deutschen liebster Sport

Das Warten hatte ein Ende – nachdem vor wenigen Wochen die Fußball-Bundesliga den Anstoß in die neue Saison machte, hatten zuletzt auch die deutschen Vertreter in den europäischen Wettbewerben ihre zweite Chance – zum Großteil auf Wiedergutmachung. Erfolge blieben jedoch Mangelware. In der Königsklasse „Champions League“ konnte bislang nur Schalke 04 einen Sieg einfahren. Des Deutschen liebster Sport, der von einigen „Ultras“ fragwürdigerweise als die „schönste Nebensache der Welt“ vergöttert wird, kann scheinbar nur auf Ebene der Nationalmannschaft international brillieren. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist uns ja allen noch in schöner Erinnerung: Allein in Deutschland saßen knapp 30 Mio. Menschen beim WM-Halbfinale gebannt (und danach traurig) vor den Bildschirmen, ein Marktanteil von unübertroffenen 84,1 Prozent. Insgesamt sahen, nach Aussagen des FIFA-Präsidenten Sepp Blatter, mehr als 32 Mrd. Menschen weltweit das WM-Spektakel.

Sportliche Zertifikate

Sie fragen sich nun, ob Sie in irgendeiner Sportzeitschrift blättern oder das ZertifikateJournal lesen? Und Sie haben Recht! Mit Sport und sportlichen Großveranstaltungen haben Zertifikate nur wenig zu tun – im besten Fall geht es um ein „Wettrennen“ der Anleger um die größte Rendite. Doch das sehen einige Emittenten anders. Denn verschiedene Bankhäuser versuchen, sich der sportlichen Highlights zu bedienen, um neue Zertifikate an den Mann oder die Frau zu bringen. Wir möchten die bisherigen Erfolge und die möglichen Potenziale dieser „Sport-Event-Papiere“ deshalb genauer unter die Lupe nehmen. Den Start machen dabei Zertifikate, die sich mit den Fußball-Weltmeisterschaften beschäftigen.

Im 2. Teil: Postbank sah die Deutsche Elf als Sieger

Postbank sah die Deutsche Elf als Sieger

Noch im Vorfeld der Weltmeisterschaft brachte die Postbank das „FIFA WM 2006“-Zertifikat (ISIN DE 000 139 686 9) an den Markt. Basiswerte des im April 2006 aufgelegten Produkts sind 20 Einzelaktien – darunter auch einige Sponsoren der WM 2006. Sonst ist jedoch kaum ein Zusammenhang zum sportlichen Großereignis zu erkennen. Zusätzlich sind die Renditechancen des damals kräftig beworbenen Papiers kümmerlich: Nach dem ausbezahlten, garantierten Kupon von sechs Prozent für das erste Laufzeitjahr lassen sich in den Folgejahren (bis 2012) ebenfalls im besten Fall jährliche Kupons von sechs Prozent verdienen. Voraussetzung: Maximal drei Aktien dürfen an einem Bewertungstag höchstens zehn Prozent zum Einstandskurs einbüßen. Sollte also eine einzige Aktie am Termin mehr als zehn Prozent abrutschen, ist der Maximalkupon schon Geschichte.

Renditen sind nicht „Zu Gast bei Freunden“

Zwei Prozent p.a. sind möglich, wenn maximal drei Titel um bis zu 30 Prozent vom Einstiegsniveau nachgeben. Sollte jedoch nur einer der 20 Werte mit einem Minus größer als 30 Prozent unter die Räder kommen, erhalten Anleger gar keine Kuponzahlung. Und selbst wenn der gesamte Aktienkorb positiv performt, sind Anleger nicht an den Zuwächsen beteiligt. Ein Beispiel: Die im Korb enthaltene Nintendo-Aktie legte seit Emission des Zertifikats rund 200 Prozent zu. Schwächster Wert ist übrigens aktuell die Deutsche Post, die schon rund neun Prozent zu ihrem Einstandskurs verloren hat. Verliert der Titel bis zum nächsten Stichtag nur ein weiteres Prozentpünktchen, fahren Anleger nur noch einen Kupon von zwei Prozent ein. Im Hinblick auf das Verhältnis zwischen dem Aktienrisiko von 20 Einzelwerten und der erzielbaren Rendite, halten wir das Produkt der Postbank für einen wenig gelungenen Marketing-Gag. Dies belegt auch die bisherige Performance des Zertifikats: Es verlor seit Emission rund sieben Prozent. So ist auch die Kapitalgarantie am Laufzeitende für Anleger nur ein schwacher Trost.

Barclays und die Champions…

Ein zumindest offiziell artverwandtes Produkt, das etwas mit Fußball zu tun haben soll, ist das „Champions Zertifikat“ (ISIN DE 000 BC0 BMK 6) von Barclays Capital. Basiswerte sind zehn globale Leitindizes. Das Barometer ist in „Sturm“, „Mittelfeld“ und „Abwehr“ differenziert, je nach Risikoreichtum und Ertragsstärke der zugrundeliegenden Indizes. Als „Stürmer“ sind deshalb der DAX, der Nikkei 225 und der südkoreanische KOSPI 200 nominiert. „Mittelfeld-spieler“ sind der spanische IBEX, der CAC 40, der S&P 500 und der niederländische AEX Index. Um Gegentreffer in Form von Kursverlusten zu vermeiden, sind in der Abwehr der schweizer SMI, der FTSE 100 und der italienische S&P/MIB Index aufgestellt. Insgesamt hat Barclays ein offensives und ein defensives Portfolio entworfen. In der defensiven Variante ist die „Abwehr“ zu 50 Prozent, das „Mittelfeld“ zu 30 und der „Sturm“ zu 20 Prozent gewichtet. Am offensiven Papier partizipieren die „stürmischen Indizes“ mit 50 Prozent, das „Mittelfeld“ und die „Abwehr“ zu 30 Prozent und 20 Prozent.

Im 3. Teil:… eine unpassende Kombination

… eine unpassende Kombination

Am Laufzeitende im März 2012 wird überprüft, welche Allokation erfolgreicher war. Zusätzlich zum kapitalgarantierten Nennbetrag winkt dem Anleger die Performance des besseren Baskets. Das Zertifikat bietet eine Währungssicherung. Außerdem müssen keine Managementgebühren berappt werden. Der Spread liegt bei einem Prozent. Seit Emission im März 2006 stand das Zertifikat allerdings mit bis zu 15 Prozent in den roten Zahlen und konnte noch nie über sein Emissionsniveau klettern. Zwar näherte sich das Papier in dieser Woche wieder der am Laufzeitende garantierten 1.000-Euro-Marke. Trotzdem halten wir das „Champions-Papier“ für wenig meisterlich und ähnlich dem Postbank-Produkt eher für einen Marketing-Gag als für eine attraktive Anlageoption. Gerade unter den „stürmischen Indizes“ fehlt eine Partizipation an „Emerging Markets“, die in einer Hausse den Basket „Huckepack“ in den Norden tragen könnte. So dürfte es sehr schwierig werden, eine Rendite zu erzielen, die über der Verzinsung von Anleihen mit bester Bonität liegt.

Fußball-WM im Land der Löwen

Südafrika wird 2010 mit der nächsten Fußball-WM im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen. Die Bautätigkeiten für die Wettkämpfe sind zwar zum Teil erheblich im Verzug. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich bei ihrem kürzlich erfolgten Staatsbesuch in Bild von der aktuellen Lage machen. Südafrika und die FIFA werden alles daran setzen, die Stadien und die notwendige Infrastruktur fristgerecht fertig zu stellen, da sich das Land von seiner besten Seite zeigen will. Die Wirtschaft am Kap sollte vom „Mega-Event“ tatsächlich profitieren können. Hier wird in Straßen, Nahverkehrssysteme, Tele-kommunikation und Gebäude wie Hotels kräftig investiert, was sich auch nach dem Ereignis positiv auf die Wirtschaft auswirken sollte. Bislang wird Südafrikas Wirtschaft jedoch von der Rohstoffbranche dominiert, die auch den Leitindex „FTSE/JSE Africa Top 40“ klar bestimmt. In den letzten Jahren konnte das Barometer, getrieben durch den anhaltenden Rohstoff-Boom, massiv zulegen. Der Index verdoppelte sich allein seit Ende Juli 2005.

Im 4. Teil: Die Rohstoffe treiben die Kurse…

Die Rohstoffe treiben die Kurse…

Die WestLB hat im Juli 2005 ihr „South Africa 2010 Select Basket“-Zertifikat (ISIN DE 000 699 888 3) emittiert, das wir Ihnen bereits in ZJ 21.2005 vorgestellt haben. Die Struktur: Bis zum Laufzeitende im Juni 2010 kommt es zu keinen Anpassungen bei elf zum Start gleich gewichteten Werten. Dividenden werden nicht angerechnet und es gibt keine Währungsabsicherung. Die Performance: Das Zertifikat liegt rund 45 Prozent über dem Ausgabepreis. Mit dem Leitindex konnte es jedoch nicht mithalten, der im gleichen Zeitraum (s.o.) rund 100 Prozent machte. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Der Korb enthält „Blue Chips“ der Bereiche Bau, Telekom, Getränke und Einzelhandel. Im Zertifikate-Basket fehlt also die Komponente „Commodity“, die den Leitindex nahezu unschlagbar macht.

… sind aber im „Select“ kaum enthalten

Trotz der nicht optimalen Konstruktion hat das WestLB-Produkt den Anlegern schöne Gewinne beschwert. Doch ob die im Korb enthaltenen Werte, die sich auf mögliche Gewinnerbranchen der Weltmeisterschaft konzentrieren, in Zukunft ähnlich stark performen, darf bezweifelt werden. Sie gewannen im Zuge der Hausse kräftig, aber eben unterproportional. Inzwischen bewegen sich zahlreiche Titel im Bereich ihrer Rekordnotierungen und sind aus fundamentaler Sicht nicht mehr billig. Somit dürfte es für diese Aktien schwer werden, die möglichen WM-Gewinne in noch weiter steigende Kurse umzuwandeln. Hinzu kommt, dass es aufgrund der Verzögerungen noch nicht erkennbar ist, welche Unternehmen vom WM-Boom denn profitieren können.

Landespezifische Risiken

Anleger müssen zudem bedenken, dass Südafrika ein klassischer „Emerging Market“ ist. Aus wirtschaftlicher Sicht bleibt die hohe Inflationsrate das Kernproblem des Landes. Mit 6,7 Prozent liegt diese klar über dem angestrebten Zielkorridor von drei bis sechs Prozent. Um die Inflation zu bremsen, hat die südafrikanische Zentralbank kontinuierlich die Leitzinsen auf das aktuelle Niveau von zehn Prozent nach oben geschraubt. Es wird auch in Kauf genommen, dass das hohe Wirtschaftswachstum von derzeit fünf Prozent einen Gang zurückschaltet. Als zweiter Risikofaktor muss die innenpolitische Lage Südafrikas kritisch hinterfragt werden. Zwar wurde die Apartheid 1994 abgeschafft. Trotzdem schwelt seit Jahren der Rassenkonflikt am Kap, da der Großteil aller ertragreichen Landstriche der „Weißen Minderheit“ gehört. Positiv steht dem gegenüber, dass der jetzige Regierungschef Thabo Mbeki, Nachfolger von Nelson Mandela, dank der schwarzen Bevölkerungsmehrheit, dem Land zu einer politischen Stabilität verhelfen konnte. Nach der überwältigenden 70-prozentigen Mehrheit wird wohl auch nach dem Ausscheiden Thabo Mbekis 2008 die ANC-Partei den Regierungschef stellen. Vor diesem Hintergrund greifen Langfristanleger besser zu einem Tracker auf den „FTSE/JSE Africa Top 40“, der bei der UBS (ISIN CH 001 351 445 7) im Angebot ist und mit einem Spread von 0,4 Prozent gehandelt wird.

Olympische Spiele – dabei sein, ist alles

Einzig die Olympischen Sommerspiele können das globale Medieninteresse einer Fußball-WM noch übertreffen. Denn hier messen sich neben Fußballern auch noch unzählige andere Sportler mit den „Besten der Besten“ und kämpfen um Medaillen. Was jedoch immer mehr verloren geht, ist der olympische Gedanke „dabei sein, ist alles“. Der Erfolg steht im Mittelpunkt. Dabei sind alle Mittel recht, womit auch Olympia voll von der Doping-Welle erfasst wurde. Im kommenden Jahr trifft sich die „Jugend der Welt“ in China. Und das Land geht mit großen Ambitionen an das Großereignis heran: Die Regierung investiert geschätzte 30 Mrd. US-Dollar, um die Region von einer modernen und weltoffenen Seite zu präsentieren. Es wird erwartet, dass täglich mehr als vier Mrd. Zuschauer weltweit vor den Bildschirmen mitfiebern. Die Olympischen Sommerspiele werden also das absolute Mega-Event der Medienbranche.

Im 5. Teil: Peking 2008 – der Countdown läuft

Peking 2008 – der Countdown läuft

Ob sich Chinas Wunsch nach den „perfekten Spielen“ positiv auf die ohnehin schon boomende Wirtschaft auswirken wird, darf bezweifelt werden. Das Land wird im laufenden Jahr ein prozentual zweistelliges Wachstum schaffen und seinen jahrelangen Höhenflug unvermindert fortsetzen. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 2,6 Bio. US-Dollar im Jahr 2006 sind zusätzliche Investitionen im zweistelligen Milliardenbereich nur das berühmte Sandkorn in der Wüste. So dürfen die Olympischen Spiele der inländischen Wirtschaft keine sonderlich hohen Impulse verleihen. Zum Vergleich: Das deutsche BIP liegt bei rund drei Bio. US-Dollar. Dabei dürfte es den Chinesen schon im laufenden Jahr gelingen, Deutschland den Titel des Exportwelt-meisters abzujagen.

Olympia-Papier der WestLB

Damit Anleger sich schon frühzeitig am Olympia-Boom beteiligen konnten, legte die WestLB Anfang 2005 das „Beijing 2008 Select Basket“-Zertifikat (ISIN DE 000 699 720 8) auf. Die Struktur erinnert an das „Fußball-WM 2010“-Zertifikat der Düsseldorfer: Der Aktienkorb enthält zehn Titel, die gleich gewichtet ins Rennen geschickt wurden. Bis zum Laufzeitende erfolgt keine Anpassung und auch die Dividenden bleiben aus. Aktuelles Schwergewicht ist das chinesische Bauunternehmen Anhui Conch Cement, welches den Korb mit 26 Prozent klar dominiert. Damit ist bereits nach rund zwei Jahren ein gewisses Klumpenrisiko erkennbar, was aufgrund der starren Struktur bis zum Laufzeitende noch verstärkt werden kann. Die übrigen Titel verteilen sich auf Branchen, die von den Spielen profitieren sollten: Immobilien, Touristik, Medien und Sportartikel. Seit Januar 2005 konnte das Papier der WestLB um beeindruckende 220 Prozent nach oben klettern. Doch Anleger sollten sich selbst von dieser „Traum-Performance“ nicht täuschen lassen.

HSCEI ist die bessere Alternative

Denn im Vergleich zum HSCEI, der die in Hongkong gehandelten größten chinesischen „Blue Chips“ beinhaltet, hat der „Beijing 2008 Select Basket“ das Nachsehen: Ein Index-Zertifikat auf den HSCEI, welches bei der Deutschen Bank (ISIN DE 000 372 143 7) im Angebot ist, konnte im gleichen Zeitraum um 267 Prozent oder 61,3 Prozent p.a. zulegen. Der Spread des „Non Quanto“-Trackers der „Blauen“ beträgt günstige 0,4 Prozent. Die Dividenden des „Open End“-Produkts werden jedoch ebenfalls nicht angerechnet. Das WestLB-Papier ist bereits im August 2008 fällig, weshalb Neueinsteiger mögliche Gewinne versteuern müssen, da das Produkt dann keine zwölf Monate im Depot liegen kann. Weiterer Kritikpunkt ist der kleine und starre Aktienkorb. Anleger sollten daher lieber zum klassischen „Hongkong-Index“ HSCEI greifen. Mit aktuell 41 Einzelwerten ist der Index deutlich breiter gestreut. Doch Vorsicht: Auch der HSCEI ist mit einem 2008er KGV von rund 25 teuer und nicht vor groben Korrekturen sicher. Daher sollten grundsätzlich nur spekulative Anleger derzeit über ein „China-Invest“ nachdenken.