In Japan herrscht derzeit das politische Chaos. Und nun droht auch noch das „zarte Pflänzchen Aufschwung“ von der US-Immobilienkrise zertrampelt zu werden. Volkswirte gehen davon aus, dass die konjunkturelle Dynamik in Nippon deutlich nachlassen wird. In diesem problematischen Umfeld sind defensive Zertifikate á la „Deep Bonus“, „Kapitalgarantie“ oder „Reverse Bonus“ gefragt. Wir stellen Ihnen attraktive Produkte vor.

Ein „Tourist“ aus Fernost

Es war nur ein kurzer Auftritt auf der politischen Weltbühne: Als Shinzo Abe im September 2006 als Nachfolger des japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi an den Start ging, waren die Erwartungen groß. Keine zwölf Monate später war seine Amtszeit auch schon wieder zu Ende. Nach zahlreichen Korruptionsskandalen der Regierungspartei trat der Staatschef Anfang September zurück. Zuvor hatte sich sein Kabinett durch Abdankungen und Selbstmorde quasi selbst aufgelöst. Auf dem G8-Gipfel im Juni in Heiligendamm ist von Abe kaum etwas haften geblieben. Man hätte ihn auch für einen Touristen aus Fernost halten können, der sich zufällig auf die Gruppenfotos verirrt hatte. Die Unscheinbarkeit Japans politischer Kaste steht im krassen Widerspruch zur ökonomischen Stärke des Landes, das hinter den USA immerhin die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Erde ist.

Japan – ein Land mit vielen Baustellen

Ob mit dem neuen Ministerpräsidenten Yasuo Fukuda eine neue Ära beginnt, darf bezweifelt werden. Angesichts seines fortgeschrittenen Alters von 71 Jahren steht er eher für Übergang als für Neubeginn. Fukadas größte Aufgabe wird es sein, die von Skandalen gebeutelte Regierungspartei LPD (Liberal-Demokratische Partei) zu stabilisieren. Das erscheint zu wenig, um der Japan AG einen neuen Schub zu geben. Kritiker befürchten sogar, dass Fukuda wichtige Wirtschaftsreformen rückgängig machen könnte. Dabei steht Nippons Konjunktur am Scheideweg: Rückfall in die Stagflation oder konsequente Reformpolitik heißen die Alternativen. Koizumis Politik des Aufbruchs hatte das Land zwar wieder auf Wachstumskurs gebracht, doch längst wurden nicht alle Baustellen abgearbeitet. Vor allem das enorme Staatsdefizit gilt als schwere Bürde für das Land der aufgehenden Sonne. Außerdem hatte es Koizumi, der in Japan wegen seiner langen Mähne gerne mit dem Hollywood-Schönling Richard Gere verglichen wurde, versäumt, die Beziehungen zu den prosperierenden Nachbarstaaten China und Südkorea zu verbessern. Dass Fukuda nun diese Aufgabe in Angriff nimmt, gilt eher als unwahrscheinlich.

Im 2. Teil: Hurra, hurra der Nikkei fällt

Hurra, hurra der Nikkei fällt

Als wir die Chancen und Risiken des japanischen Aktienmarktes im April dieses Jahres in einer Titelgeschichte unter die Lupe nahmen, waren wir eher pessimistisch. Tatsächlich brach der Nikkei 225 in den folgenden Monaten von über 18.000 auf unter 16.000 Punkte ein. Ausschlaggebend dafür waren Sorgen um die Binnenkonjunktur und vor allem aber die US-Immobilienkrise, die sich zu einer Gefahr für den wichtigen japanischen Export entwickeln könnte. Mittlerweile hat sich das japanische Börsenbarometer dank der Zinssenkung der US-Notenbank Fed, die an den internationalen Börsen eine Rally ausgelöst hat, wieder auf mehr als 17.000 Punkte erholt. Obwohl der Abwärtstrend zunächst einmal gestoppt scheint, sollte man sich aber nicht in Sicherheit wiegen. Insgesamt ist das Risiko am Kabutocho nicht geringer geworden. Ganz im Gegenteil: Aufgrund der größeren politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten halten wir erneute Kursverluste für wahrscheinlicher als eine nachhaltige Erholung.

Eingetrübte Konjunkturperspektiven

Während die meisten südostasiatischen Nachbarstaaten wirtschaftlich aufblühen, wächst Japan mit nur mäßiger Dynamik. So rechnet das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) in seinem Herbstgutachten damit, dass das reale Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr lediglich um 1,4 Prozent zulegen wird, nach erwarteten zwei Prozent im Jahr 2007. Bedenklich stimmt auch, dass das Verbrauchervertrauen seit Jahresbeginn in der Tendenz rückläufig ist. Die Zahl der Beschäftigten steigt zwar weiter an, jedoch vor allem deshalb, weil die Zahl der Jobs mit relativ niedrigen Löhnen und mit relativ geringer Stundenzahl deutlich zunimmt. Die nominalen Lohneinkommen erhöhten sich in den vergangenen Monaten kaum. Weil auch die Exporte merklich an Schwung verloren haben, konnte die Wirtschaft zuletzt kaum mehr vom so wichtigen Außenhandel profitieren.

Das Schuldenproblem bleibt ungelöst

Probleme bereitet auch die hohe Schuldenlast. Eine durchgreifende Konsolidierung der Staatsfinanzen, bei denen nach 15 Jahren hoher Budgetdefizite ein Bruttoschuldenstand von rund 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufgelaufen ist, ist nicht in Sicht. Eher droht das Gegenteil: So hat das Parlament weitere Zuschüsse zur Deckung der steigenden Ausgaben der staatlichen Rentenversicherung ab dem Jahr 2010 beschlossen, ohne dass es einen konkreten Plan für die Gegenfinanzierung dieser Mehrausgaben gibt. Die mittelfristig ins Auge gefasste und sehr unpopuläre Erhöhung der Mehrwertsteuer dürfte angesichts der schwierigen Mehrheitsverhältnisse im japanischen Parlament weiter aufgeschoben werden.

Im 3. Teil: Notenbank in der Zwickmühle

Notenbank in der Zwickmühle

Ein weiterer Gefahrenherd, ist die in den vergangenen Monaten zu beobachtende Aufwertung des Yen. Seit Mitte Juni hat die japanische Währung gegenüber dem US-Dollar fast sieben Prozent an Wert gewonnen. Wir befürchten, dass die Yen-Stärke und die nachlassende US-Konjunktur den Wachstumsbeitrag des Außenhandels belasten könnten. Die Bank von Japan (BoJ) wird daher notgedrungen bis auf weiteres von einer Anhebung der Leitzinsen absehen müssen. Damit sind den Notenbankern derzeit die Hände gebunden. Denn auch für eine lockere Geldpolitik gibt es so gut wie keinen Spielraum – die Leitzinsen liegen lediglich bei 0,5 Prozent. Ein Dilemma, denn das Kreditvolumen für Unternehmensinvestitionen ist in jüngster Zeit spürbar gesunken, was ebenfalls als Anzeichen für eine Abkühlung der Konjunktur zu werten ist.

Vorsicht ist die Mutter der Prozelankiste

Angesichts der alles in allem eher trüben makroökonomischen Aussichten empfehlen wir für Nippon weiterhin streng defensive Strategien. So gibt es von Sal. Oppenheim ein „Deep Bonus“-Zertifikat (ISIN DE 000 SDL 5E7 3) auf den Nikkei 225, das mit einer Kursschwelle bei 11.000 Punkten und einer Währungssicherung ausgestattet ist. Solange das Japan-Barometer während der Laufzeit nicht auf oder unter diese Marke fällt, ist eine Bonus-Rendite von 16,2 Prozent bzw. 9,1 Prozent p.a. möglich. Dieser Ertrag könnte – bei einer Haltedauer von mehr als einem Jahr – steuerfrei vereinnahmt werden, da das Zertifikat im Juni 2009 und damit noch vor dem Ende der für die Abgeltungsteuer relevanten Übergangsfrist fällig wird. Ungefährlich ist das Produkt trotz des scheinbar hohen Sicherheitspuffers von 35,6 Prozent aber beileibe nicht. Denn sollte Japan tatsächlich in eine Stagflation zurückfallen, wären Nikkei-Stände von sogar unter 10.000 Punkten kein Ding der Unmöglichkeit. Zuletzt notierte der Leitindex zum Jahresende 2003 an dieser runden Marke. Kurzfristig besteht die Gefahr, dass der Leitindex bei erneuten Schwächeanfällen die Unterstützung bei 15.000 Zählern nach unten durchbricht. In diesem Fall könnte der Nikkei bis weit unter 12.000 Punkte durchgereicht werden.

Im 4. Teil: Sicherheit durch Kapitalschutz

Sicherheit durch Kapitalschutz

Wer sich mit einem höheren Sicherheitsgrad in Japan engagieren möchte, hat mit der „Nikkei 225 Kapitalschutz“-Anleihe (ISIN DE 000 AA0 AC9 2) von ABN Amro die Gelegenheit dazu. Aber aufgepasst: Das währungsgesicherte Produkt wird im März 2012 lediglich zu einer garantierten Summe von 95,00 Euro zurückgezahlt. Auf Basis des aktuellen Briefkurses von exakt 100,00 Euro besteht also ein Verlustrisiko von derzeit fünf Prozent. Auf der anderen Seite ist das Papier mit einem Hebel ausgestattet. Ausgehend von einem Basispreis bei 16.399,39 Nikkei-Punkten nimmt das ABN Amro-Produkt an Kursgewinnen des Index mit einer Partizipationsrate von 123 Prozent teil.

Positive Erwartungshaltung notwendig

Die lange Laufzeit des Zertifikats ist aus steuerlicher Sicht kein Nachteil. Ganz im Gegenteil: Da es sich bei Kapitalschutz-Papieren um Finanzinnovationen handelt, bei denen Erträge nach bisheriger Rechtslage unabhängig von der Haltedauer mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz zu versteuern sind, werden ab 2009 „nur“ noch 25 Prozent Abgeltungsteuer einbehalten. Der Haken: Um Erträge zu erzielen, setzt das Produkt eine positive Erwartungshaltung voraus, da im Fall stagnierender oder fallender Kurse kein Bonus entschädigt. In letzterem Fall wären (wie bereits erwähnt) trotz des Kapitalschutzes sogar Verluste die Folge.

„Reverse Bonus“ bleibt die erste Wahl

Für Anleger, die wie wir von einem tendenziell schwachen japanischen Markt ausgehen, ist das ABN-Produkt nicht geeignet. Wie wir schon in unserer April-Schwerpunktgeschichte resümierten, halten wir auch jetzt „Reverse Bonus“-Zertifikate für die mittelfristig chancenreichste Anlage, um sich in Japan zu positionieren. Ein attraktives Chance/Risiko-Verhältnis verspricht ein „Quanto“-Produkt (ISIN DE 000 CG4 2JC 7) der Citi. Es gewährt bei Fälligkeit im Dezember 2008 eine Bonuszahlung von 205,00 Euro. Das entspricht auf Basis des aktuellen Briefkurses (178,18 Euro) einer beachtlichen Bonus-Rendite von 15 Prozent bzw. 12,5 Prozent p.a. Dieser Ertrag müsste aufgrund der steueroptimierten Laufzeit zudem nicht mit dem Fiskus geteilt werden – eine einjährige Haltedauer vorausgesetzt.

Keine Gipfelstürme zu erwarten

An fallenden Kursen unter das Bonusniveau bei 14.000 Punkten nimmt das Zertifikat unbegrenzt teil. Sollte sich der Nikkei 225 wider Erwarten nach oben orientieren, sorgt die Kursschwelle bei 20.000 Punkten für Schutz. Das entspricht einem Sicherheitsabstand von 17,3 Prozent. Das ist zwar relativ knapp bemessen. Es sei jedoch daran erinnert, dass sich der Nikkei zuletzt im März 2000 in Höhe der 20.000er Marke bewegte, also in einer Zeit, in der die „New Economy“-Blase ihren Höhepunkt erreichte. Angesichts der hohen Unsicherheit über die konjunkturelle Entwicklung sowie dem trüben fiskalpolitischen Umfeld, halten wir es eher für unwahrscheinlich, dass der Nikkei 225 innerhalb der sehr überschaubaren Laufzeit zu Gipfelstürmen ansetzt. Angesichts der Schwankungsfreude japanischer Aktien kann aber auch dies natürlich nicht völlig ausgeschlossen werden.