In mehreren europäischen Ländern hat die Polizei bei Razzien in dieser Woche gegen Verbreiter von Kinderpornographie durchgegriffen. In Frankreich führte die Polizei eigenen Angaben zufolgen ihren bisher größten Schlag gegen Pädophile. Die Gendarmerie teilte am Freitag in Paris mit, die seit Montag laufende Aktion habe in 78 der 102 französischen Departements stattgefunden. Fast eineinhalb Millionen Fotos und 27.000 Videos seien beschlagnahmt worden. Auch in Polen wurde ein Pädophilenring gesprengt und 55 Menschen festgenommen. Österreich hat die polnischen Behörden unterstützt, Festnahmen gab es aber nicht.

Bei allen Verdächtigen in Frankreich handele es sich um Männer zwischen 19 und 70 Jahren, sagte der zuständige Gendarmerie-Oberst Jean-Francois Impini. "Das sind Firmenchefs, Arbeiter, Angestellte, Lehrer, Erzieher oder Soldaten." Mehr als 300 vermutete Benutzer von pädophilen Internetseiten wurden den Angaben zufolge vorübergehend festgenommen, 144 gaben die Vorwürfe zu. Am Freitagmittag wurden noch 142 Verdächtige von der Polizei befragt. Ein Wiederholungstäter war bereits am Mittwoch in Valenciennes in einem Schnellverfahren zu zwölf Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Schlüsselfigur des Tauschrings ist Justizangaben zufolge ein 51-jähriger Mann. Er wurde am Montag nahe Caen im Nordwesten Frankreichs festgenommen, nachdem "Tausende Bilder junger Mädchen" bei ihm entdeckt worden waren. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verbreitung kinderpornografischer Dateien und Kindesmissbrauch eingeleitet.

Aulöser der Razzia war eine italienischen Kinderschutzorganisation, die im Jänner auf eine Pädophilen-Website aufmerksam gemacht hatte. Die französische Polizei setzte darauf ein Log-P2P genanntes Programm ein, mit dem das Herunterladen von Inhalten aufgezeichnet und versucht wird, die Betroffenen zu identifizieren. Laut Polizei gelang dies aber nur bei 310 von rund 10.000 vermuteten Benutzern.

In Polen wurden sieben Verdächtige formell beschuldigt, wie Polizei-Sprecher Zbigniew Urbanski in Warschau sagte. Demnach wurden bei Hausdurchsuchungen rund 50 Computer und tausende CDs und DVDs beschlagnahmt. Laut Polizei erfolgte die Aktion in Abstimmung mit Ermittlern in Österreich und den Niederlanden. Bei zwei Razzien im August und September waren in Polen bereits insgesamt 87 Menschen festgenommen worden. 15 von ihnen müssen sich vor der Justiz verantworten.

Im Saarland in Deutschland durchsuchte die Polizei mehr als 110 Wohnungen, deren Inhaber im Verdacht stehen, kinderpornografische Bilddateien zu besitzen, zu vertreiben, oder damit zu handeln. Bei der dreitägigen Razzia zwischen Dienstag und Donnerstag seien neben PCs, Laptops und DVDs auch 200 Speicherkarten und 100 externe Festplatten beschlagnahmt worden, bestätigte der Saarbrücker Oberstaatsanwalt Raimund Weyand einen Bericht der "Saarbrücker Zeitung" (Freitagsausgabe).

Auslöser für die Großaktion waren dem Bericht zufolge Hinweise des Landeskriminalamtes (LKA) Berlin an die saarländische Polizei. An der Spree waren die Fahnder demnach einem Internetdienstleister auf die Schliche gekommen, der Kinderpornos auf seinen Seiten präsentiert hatte. Über 130 Hinweise auf angebliche Nutzer dieses Angebotes führten ins Saarland. Zur Frage, ob auch in anderen Bundesländern entsprechende Ermittlungen laufen, wollte sich die Saarbrücker Staatsanwaltschaft nicht äußern.(APA)